2017

Weltpoesie ist Weltversöhnung


Shahid Alam, dessen Werke fast alle im Zusammenhang mit dem interkulturellen und interreligiösen Dialog entstehen, schickte diese Kalligraphie mit seiner Antwort auf unsere Neujahrsgrüße für 2017. (Mehr zu dem in Aachen lebenden Künstler: www.shahid-alam.de)

In seinem Schi-King (Schö Sching), seinem „Chinesischen Liederbuch“, brachte der Philologe, Orientalist und Dichter Friedrich Rückert den Deutschen die Lehre des Konfuzius nahe. Und es ist das Gedicht, welches das Schi-King einleitet, aus dessen Schlusszeilen der Wiesbadener Poesieverein „Dichterpflänzchen“ sein Motto herleitet.

Rückert beschreibt im ersten Teil dieses langen Gedichtes, wie die Sprachen alter Kulturen gleichsam als Erz im Bergesinneren eingeschlossen sind und erst mühsam gehoben werden müssen. Dann erstrahlen sie jedoch hell und klar (Auszug des Gedichtes):

...

Denn was in Schauspiel und Roman
Mir kam vom Wesen der Chinesen,
Das sprach mich doch auch gar nicht an,
Ich hab’s, aufrichtig, nie gelesen.
Und jetzo seh’ ich’s um mich walten,
Sich glänzend einen Lenz entfalten,
Mir eine Neuwelt aufgetan
In der urältsten alten.

Ich fühle, daß der Geist des Herrn,
Der redet in verschiedenen Zungen,
Hat Völker, Zeiten, nah und fern,
Durchhaucht, durchleuchtet und durchsungen,
Ob etwas herber oder reifer,
Ob etwas reicher oder steifer --
Ihr seid Gewächs aus einem Kern
Für meinen Liebeseifer.

Doch was manch’ Lied entwickelt, wie
Sollt’ ich’s auf einmal auf nun wiegeln?
Das Buch ist vor euch offen hie
Und wer hineinschaut, mag sich spiegeln.
Mög’ euch die schmeichelnde Gewöhnung
Befeunden auch mit fremder Tönung.
Daß ihr erkennt:
Weltpoesie
Allein ist Weltversöhnung
.



Verehrte Leserinnen und Leser,
falls Sie diesen Satz „Weltpoesie allein ist Weltversöhnung“ oder das Motto „Weltpoesie ist Weltversöhnung“ in eine Ihnen vertraute Fremdsprache übersetzen wollen, dann tun Sie das doch und senden mir die Übertragung zu.

Lutz Schauerhammer
(lutz.schauerhammer@t-online.de)