Anti-Prometheus
Im Weltenmeere, ganz allein,
fernab bekannter Handelsrouten
ragt ein Atoll, nur Fels und Stein,
hervor aus den bewegten Fluten
und was sie fernher mit sich tragen,
es wird an dem Atoll zerschlagen.
Kreisrund umschließt es einen See,
der liegt ganz ruhig, wie ein Grab,
und spiegelt Freuden und das Weh
der Welt in klaren Bildern ab.
Dort sitzt ein Mensch und schaut in Ruh'
der Welt durch diesen Spiegel zu.
Ob Kinder lachen oder weinen,
ob Krieg, ob Frieden, Glück, Gewalt,
er sieht es in dem See erscheinen;
sein Herz bleibt unbewegt und kalt.
Und aus dem Herzen schneidet er
sich Stück für Stück – wirft's in Meer.
© Ralf Schauerhammer