Der Dreher
Abends, bevor er heimgeht, betrachtet er freudig die Arbeit,
Glänzend liegt alles parat, was er heute gedreht.
Alle Teile im Maße geschruppt, geschlichtet, gestochen,
Jedes ist ganz akkurat nach der Zeichnung geformt.
Schön sind die Teile aus silbernem Stahl und goldenem Messing,
Kunstvoll und klar ist die Form, wie sie der Drehmeißel stach.
Einmal noch wischt er vergnügt beim weggehen über die Drehbank;
Schon seit der Jugendzeit liebte er dieses Gerät,
Folgte bewundernd des alten Meisters emsigen Händen,
Übte und lernte mit Fleiß, kunstvolle Formen zu dreh’n.
Dreht in der Welt sich, und dreht sich im Leben doch alles um alles,
Sonne und Sterne und Mond, kreisen am Firmament.
Immer entsprießt Verjüngtes aus abgestorbenen Zweigen,
Stets rollt das Rad der Zeit kreisend von Tod zu Geburt.
Aber die kreisende Drehung erzeugt nicht und schafft keine Wirkung.
Nur der Vorschub allein, bildet die neue Gestalt,
Denn nur der Gang des Meisels schneidet die Späne vom Werkstück,
Nur der Fortschritt bewirkt, dass die Produkte entsteh’n.
Sind wir nicht alle vom Schicksal gespannt zwischen Futter und Reitstock?
Ist es nicht herber Verlust, was es uns manchmal entreißt?
Weine den Spänen nicht nach, denn nur so kann das Werkstück entstehen!
Bleibst du im Wesen dir treu, gibt dir dein Schicksal Gestalt.
Groß ist der Plan des erhabenen Wesens, welches uns bildet.
Froh ist der Meister und stolz, wenn er die Werkbank verlässt.
© Ralf Schauerhammer