Die Hundepredigt des Dingos
Zur Zeit der Götter, die es nicht mehr gibt,
denn heute darf es nur noch Menschen geben,
da wurde ich von Göttern sehr geliebt,
und durfte auch im Garten Eden leben.
Doch mit dem Sündenfall ward ich vertrieben,
ich lebe seither hungrig in der Wildnis.
Jedoch der Hauch der Götter ist geblieben,
und meine Klugheit ist nach ihrem Bildnis.
Sie hebt mich aus der Hundeschar hervor,
die zahm um Herrchens Fressnapf streicht.
Auch wenn ich jenes Paradies verlor,
bin ich ein Hund, der hohen Göttern gleicht.
Sechstausend Jahre ist das schon Geschichte,
mag sein, dass keinen Hund das int'ressiert.
Ich sage euch jedoch, in diesem Lichte
ist eure Existenz sehr reduziert!
P.S.:
In Mosebachers Tierleben wird erläutert, dass der Dingo ein verwilderter Haushund ist, der im Vergleich zu anderen Hunderassen sehr intelligent ist, und dass derart erhöhte Intelligenz auch bei anderen verwilderten Tierarten auftritt. Was zu der Vermutung führt, das dieses durch den ehemaligen Kontakt mit dem Mensch verursacht ist. Im Umkehrschluss folgert Mosebachers Tierleben daraus, dass Tiere ohne diesen engen Kontakt zum Mensch nur eine "reduzierte Existenz" haben.
© Ralf Schauerhammer