Tulpenstrauß
Im Kindergarten spielten
sie Bräutigam und Braut,
die schönsten roten Tulpen
hat er für sie geklaut.
Er schwor ihr ewge Treue
und küsste ihren Mund,
sie musste plötzlich weinen
und wusste nicht den Grund.
Nur ein Name auf dem Stein
und von Jahr zu Jahr
einen frischen Tulpenstrauß
wenn es Frühling war.
Er fuhr so gerne Fahrrad
war schneller als der Blitz.
Er stand in den Pedalen,
und sie saß auf dem Sitz.
Und frisch im Winde wehte
sein langes, blondes Haar,
und alle konnten sehen,
dass sie sein Liebling war
Nur ein Name auf dem Stein
und von Jahr zu Jahr
einen frischen Tulpenstrauß
wenn es Frühling war.
Wenn alle morgens schliefen,
lief er ins Feld und schwang
sich auf ein Pferd und jagte
den Weg zum Dorf entlang
und trabte ohne Sattel
ganz zügellos und frei,
und rief, dass sie die Liebste
und Allerschönste sei.
Nur ein Name auf dem Stein
und von Jahr zu Jahr
einen frischen Tulpenstrauß
wenn es Frühling war.
Dann kam er in die Lehre.
Von seinem ersten Geld,
da kauft‘ er ein Motorrad,
das schönste auf der Welt.
Wie seine Haare wehten!
Und sie, sie war sein Traum,
und dann kam diese Kurve
und dann kam dieser Baum.
Nur ein Name auf dem Stein
und von Jahr zu Jahr
einen frischen Tulpenstrauß
wenn es Frühling war.
© Ralf Schauerhammer