Gärtners Anspruch

„Hoch wollen wir des Menschen Würde achten!
In Freiheit sich der Einzelne entfalt’,
Vernunft und Herz sollen zusammenwachsen,
dass des Charakters Schönheit sich gestalt’!

Das Werk der großen Dichter wird uns lehren,
wie wir des Götterfunken heil’ges Licht
in unsren und in andren Seelen mehren. -
Als Pfad zur Wahrheit werd’ uns das Gedicht!”

Und bald ein individueller Reigen,
in freiem Bund, sich wahrheitssuchend fand.
Vertrauen war der Grund, wo sie gedeihten,
die Dichterpflänzchen, in dem öden Land.

Doch nicht nur Götterlicht sich gütig breitet
entlang des Wegs, den Menschen strebend geh’n.
Durch dunkle Schatten wird er irrgeleitet
und Vorurteil und Unfreiheit entsteh’n.

Nur blässlich schimmernd leitet noch das reine,
das einst’ge Ziel der Arbeit Tageslauf
und überwuchernd geht im Feld der Reime
das Misstraun zwischen zarten Pflanzen auf.

„Lasst uns mit Wahrheits- und mit Menschenliebe
das Feld bestell’n, das wir uns abgesteckt!
Lasst pflegen uns der Pflänzchen gute Triebe,
dass grober Wildwuchs sie uns nicht verdeckt.

Wenn wir mit güt’gem Ernst uns redlich mühen,
um Schillers Menschenbildnis zu versteh’n,
dann werden bald mehr Dichterpflänzchen blühen,
der Welten ew’ge Schönheit bleibt besteh’n!”

Lutz Schauerhammer – Oktober 1995