Hoffmann von Fallersleben

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Freitag, den 12.05.23 um 15:00 Uhr

Ev. Gemeindehaus Thalkirchengemeinde

Kreuzbergstraße 9

65193 Wiesbaden - Sonnenberg

Sänger der Freiheit – Hoffmann von Fallersleben

Ein Portrait in Gedichten anlässlich des 175. Gründungsjahres Nationalparlament Frankfurter Paulskirche

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AS IST EINES VON VIELEN KINDERLIEDERN, die Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden.

Hier einige mehr:

- Alle Vögel sind schon da, alle Vögel, alle.

- Ein Männlein steht im Walde ganz still und stumm.

- Summ, summ, summ! Bienchen summ herum!

- Kuckuck, Kuckuck ruft's aus dem Wald.

Kaum einer kennt diese Kinderlieder nicht. Dass sie aber alle von dem Dichter Hoffmann von Fallersleben stammen ist vermutlich weniger vertraut.

Warum singen wir heute seine Gedichte?

Zum einen, weil der Dichter ein Teil des Hallgartener Kreises war. Viele dieser Liberalen und Republikaner zogen 1848 – genau vor 175 Jahren - ins erste deutsche Parlament in der Frankfurter Paulskirche ein. Zum anderen, um den historischen Kampf des Bürgertums für Recht und Freiheit zu veranschaulichen und nicht zuletzt, weil in diesem Jahr Hoffmann von Fallersleben seinen 225. Geburtstag feiert.

Historischer Rückblick

Der Kampf um die bürgerlichen Freiheiten zog sich über viele Jahrzehnte hin. Er begann bereits 1775 mit dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und in Europa 1789 mit der Französischen Revolution. Durch die Napoleonischen Kriege wurden die revolutionären Bewegungen jedoch zurückgeworfen. Die folgenden Befreiungskriege endeten zudem damit, dass mit dem Wiener Kongress 1815 die reaktionären Kräfte in der Neuordnung Europas wieder erstarkten.

Daraufhin erhoben sich jedoch wehement überall republikanisch gesinnte Bürger in Aufständen und Revolten. Diese wurden dann durch die Karlsbader Beschlüsse von 1819 brutal eingedämmt.

Alle Unterdrückung half nicht, mit der Julirevolution in Frankreich 1830 erstarkten die liberalen und revolutionären Kräfte erneut und nahmen Einfluss auf die politischen Kämpfe des Vormärz in Deutschland, bis es 1849 zur wegweisenden Gründung des Nationalparlamentes in Frankfurt kam.

Dieses politische „Auf und Ab“ spiegelt sich in Hoffmanns Lebenssituation und Werken wider.

Hoffmanns Entwicklung zum Sänger der Freiheit

Gerade neun Jahre nach dem Sturm auf die Bastille, dem Beginn der französischen Revolution, wird in Fallersleben bei Hannover August Heinrich Hoffmann am 2. April 1798 geboren.

Früh erwachte in ihm der Sinn und die Liebe für die Natur. Im Garten zwischen Blumen war sein liebster Aufenthalt. Auch erfreute er sich an Musik und Gesang und bastelte selbst einfachste Musikinstrumente. Er fand bald Interesse an Gedichten und begann diese mit lauter Stimme herzusagen und schrieb zum Spaß in sein Lesebuch:

Am 2. Aprilis ist geboren
Unser Heinerich August
Und zu hoher Sangeslust
Von den Göttern auserkoren.

Bleibenden Eindruck hinterließ Schillers Drama „Die Räuber“, die 1807 von Studenten in Fallersleben aufgeführt wurden. In seiner Autobiographie „Mein Leben“ berichtet er darüber:

„Ich war jedesmal zugegen und bin mir noch heute des gewaltigen Eindrucks bewusst, den das Stück auf mich machte. Ich wusste bald ganze Szenen auswendig. Die jungen Schauspieler, von Haus aus lauter prosaische Naturen, waren durch diese Kunstübungen zu neuen Menschen geworden, sie bewegten sich in freieren geselligen Formen und hatten einen gewissen poetischen Anstrich bekommen. Die Art und Weise ihres sozialen Auftretens blieb nicht ohne Einfluss auf uns Kinder; wir nahmen manche Redensarten und Manieren dieser erwachsenen Jugend an und waren seitdem für alle Freiheitsideen empfänglicher.“

Hoffmann von Fallersleben wird durch seine Lieder ein wichtiger Teil des sogenannten „Vormärz“, der die Revolution in Deutschland vorbereitete. Die immense Wirkung seiner Gedichte rührt daher, dass er die ironischen und kritischen Texte auf allgemein bekannte Melodien schreibt. Seine politischen Inhalte wurden somit Volksgut und erreichten schnell alle Gesellschaftsschichten.

In den folgenden Jahren wird er zur meistgehörten Dichterstimme im Land. Seine „Unpolitischen Lieder“, die 1840 erschienen, erreichen eine für die damalige Zeit sehr hohe Auflage von etwa 20.000 Exemplaren. Normalerweise lag die Auflage von Lyrikbänden bei etwa 1000.

Hoffmann war bald klar geworden, dass er sein bisheriges Leben nicht weiter leben konnte. Und tatsächlich führte nach den „Unpolitischen Liedern“ kein Weg zurück.

Auf Betreiben des preußischen Kultusministeriums Eichborn wird Hoffmann von Fallersleben 1842 als "staatsgefährdend" ohne Gehalt aus dem Lehramt in Breslau entlassen, Ursache sind "politisch anstößige Grundsätze und Tendenzen", die er in den "Unpolitischen Liedern" ausgesprochen haben soll, sowie sein Eintreten für ein einheitliches Vaterland Deutschland.

Nach seiner pensionslosen Entlassung verbringt Hoffmann von Fallersleben sechs ruhelose Jahre an ständig wechselnden Orten, da er sowohl in Preußen als auch im Königreich Hannover polizeilich ausgewiesen wird. Für Hoffmann von Fallersleben begann gezwungenermaßen sein unruhiges Wanderleben. Er irrte quer durch Deutschland, kommt bei politischen Freunden unter, wird ständig von der Polizei bespitzelt, und 39 mal ausgewiesen, darunter drei Mal aus seiner Heimatstadt Fallersleben.

So entsteht das noch heute vertraute Bild des Liederdichters, der mit leichtem Gepäck, Schirmmütze, Halstuch, deutschem Rock, einem mächtigen Ziegenhainer, einer kurzen Pfeife mit schwarz-rot-goldenen Quasten und einen auf die Brust herabhängenden Tabaksbeutel durch die Lande zieht.

Hoffmann von Fallersleben