GEDICHTE in den ÜBERTRAGUNGEN

Englische Gedichte in Deutsch

John Keats

Ode on a Grecian Urn  

Thou still unravished bride of quietness,
Thou foster-child of scilence and slow time,
Sylvan historian, who canst thus express
A flowery tale more sweetly than our rhyme:
What leaf-fringed legend haunts about thy shape
Of deities or mortals, or both,
In Tempe or the dales Arcady?
What men or gods are these? What maidens loth?
What mad pursuit? What struggle to escape?
What pipes and timbrels? What wild ecstasy?
 
Heard melodies are sweet, but those unheard
Are sweeter; therefore, ye soft pipes, play on;
Not to the sensual ear, but, more endeared,
Pipe to the spirit ditties of no tone:
Fair youth, beneath the trees, thou canst not leave
Thy song, nor ever can those trees be bare;
Bold Lover, never, never canst thou kiss,
Though winning near the goal - yet, do not grieve:
She cannot fade, though thou hast not thy bliss,
For ever wilt thou love, and she be fair!
 
Ah, happy, happy boughs! that cannot shed
Your leaves, nor ever bid the Spring adieu;
And, happy melodist, unwearièd,
For ever piping songs for ever new;
More happy love! more happy, happy love!
For ever warm and still to be enjoyed,
For ever panting, and for ever young -
All breathing human passion far above,
That leaves a heart high-sorrowful and cloyed,
A burning forehead, and a parching tongue.
 
Who are these coming to the sacrifice?
To what green altar, O mysterious priest,
Lead'st thou that heifer lowing at the skies,
And all her silken flanks with garlands dressed?
What little town by river or sea shore,
Or mountain-built with peaceful citadel,
Is emptied of this folk, this pious morn?
And, little town, thy streets for evermore
Will silent be; and not a soul to tell
Why thou art desolate, can e'er return.
 
O Attic shap! Fair attitude! with brede
Of marble men and maidens overwrought,
With forest branches and the trodden weed;
Thou, silent form, dost tease us out of thought
As doth eternity: Cold Pastoral!
When old age shall this generation waste,
Thou shalt remain, in midst of other woe
Than ours, a friend to man, to whom thou say'st,
"Beauty ist truth, thruth beauty, - that is all
Ye know on earth, and all ye need to know."

(Übertragung: Ralf Schauerhammer)  

Ode auf eine griechische Urne

Unberührte Braut aus ruhevollen Zeiten,
Kind genährt in milden Breiten,
Wie natürlich deine Fabel klingt,
Die ein Märchen aus vergangnen Zeiten,
Reich an Göttern, Menschen oder beiden,
Unsern Sinnen sanft entgegenbringt!
Dein Gefäß umspiegelt wildes Treiben:
Welche Jungfraun fliehen längs dem Hag?
Welcher Götter? Menschen? Welches Sträuben?
Pfeifenklang und Trommelschlag.
 
Melodien, die dem Ohre klingen,
Klingen süß, doch süßer singen
Stumme Harmonien unserm Geist.
Klinge weiter, schöner Jugendreigen,
Unter Bäumen grün mit frischen Zweigen,
Nie verwelkt ihr und seit nie vergreist.
Schöner Jüngling, niemals wirst du küssen,
Mußt so nah dem Ziel der Wünsche stehn;
Doch auf ewig bleibt sie nah zum Küssen,
Ewig liebreich, ewig schön.
 
O ihr Bäume, eure grünen Zweige,
Kennen nicht des Frühlings Neige,
Ahnen nichts von Herbst und Dunkelheit.
Auch euch Musikanten will ich preisen,
Spielt ihr doch mit immerneuen Weisen,
Freudig den Geliebten zum Geleit.
Schöne Liebe! überglücklich bindet
Dich der ewig ungenoßne Kuß.
Ach, uns erdgebundnen Menschen schwindet
Leidenschaft schon im Genuß.
 
Wer erscheint, das Opfer zu bereiten?
Mysteriöse Priester schreiten
Mit geschmückter Färse zum Altar.
Hoch zum Himmel tönt des Tieres Brüllen,
Über eine kleine Stadt am stillen
See, behütet durch ein Türmepaar.
Und so menschenleer sind alle Straßen,
Gläubig wallte jeder zum Gebet;
Und warum die Stadt so ganz verlassen,
Keine Seele je verrät.
 
Schöne Anmut! Form vergangner Zeiten,
Herrliche Unendlichkeiten
Lockst du sacht hervor in Herz und Geist,
Läßt durch deine Hirtenspiele sehen,
Jedes Menschenalter neu verstehen,
Was empor aus Sinnendrangsal weist,
Lehrst, o Menschheitsfreund, dein stillen Wissen:
"Schönes wird zur Wahrheit, Wahres schön. -
Das ist alles, was wir wissen müssen,
alles, was wir je verstehn!"

John Keats

When I Have Fears... (1818)

When I have fears that I may cease to be
Before my pen has gleaned my teeming brain,
Before high-piled books, in charactery,
Hold like rich garners the full-ripened grain;
When I behold, upon the night's starr'd face,
Huge cloudy symbols of a high romance,
And think that I may never live to trace
Their shadows, with the magic hand of chance;
And when I feel fair creatur of an hour,
That I shall never look upon thee more,
Never have relish in the faery power
Of unreflecting love; - then on the shore
Of the wide world I stand alone, and think
Till love and fame to nothingness do sink. 

(Übertragung: Ralf Schauerhammer)  

Wenn Angst mich packt…

Wenn Angst mich packt, mein Leben könne enden
Bevor mein Geist in Werken sich ergossen,
Bevor in schön gedruckten Bücherbänden
Das reife Korn im Speicher eingeschlossen;
Wenn ich den Blick gen Himmel schweifen lasse
Und Riesenschemen hehrer Fabeln sehe
Und denke, dass bevor ich sie erfasse,
und zauberhaft gestalte, selbst vergehe.
Und wenn mir, schönes Kind der Zeit, nichts bliebe,
Wenn ich dich nie wieder sehen könnte,
Und nie die Kraft bedingungsloser Liebe
Mehr spürte; - Dann stehe ich am Ende
Der weiten Welt allein, in tiefem Sinnen
Bis Liebe, Ruf und Ruhm ins Nichts verrinnen.

John Keats

To - (1817)


Time's sea has been five years at its slow ebb,
Long hours have to an fro let creep the sand,
Since I was tangled in thy beauty's web,
And snared by the ingloving of your hand.
And yet I never look on midnight sky,
But I behold thine eyes' well-memoried light;
I cannot look upon the rose's dye,
But to thy cheek my soul doth take its flight;
I cannot look on any budding flower,
But my fond ear, in fancy at thy lips,
And harking for a love-sound, doth devour
Its sweets in the wrong sense: - thou dost eclipse
All my delights with sweet remembering,
And grief unto my darling joys dost bring.
 

(Übertragung: Ralf Schauerhammer)  

An - 

Im Zeitenmeer sind schon fünf Jahr‘ vergangen,
Die Stunden schoben hin und her den Sand,
Seit ich in Deiner Schönheit Netz gefangen,
umgarnt war von den Schlingen deiner Hand.
Und dennoch, wenn ich in die Sterne sehe,
erscheint dein Augenlicht in meinem Sinn,
Und wenn ich vor der Purpurrose stehe,
so fliegt mein Geist zu deiner Wange hin,
Und wenn ich sehe wie die Knospen sprießen,
so neigt mein Ohr sich deinen Lippen zu
Und lauscht verzehrend nach den süßen
Liebeslauten falschen Sinns: - Oh, du
Verdunkelst mit Erinn‘rung meine Brust
Und tauchst in Kummer meine schönste Lust.

(Übersetzung: Heinz Piontek (1960))

An - 

Die Zeit, die ozeanische, verging
Fünf Jahre schleppend und rann hin im Sand,
Seitdem ich mich betört im Garn verfing
Vom abgestreiften Handschuh deiner Hand.
 
Und doch, äug ich im Nachtwind himmelwärts,
Find ich dein unvergeßnes Aug entloht;
Von jedem Rosenfarbton bebt mein Herz
Und sucht im Flug nach deinem Wangenrot;
 
Bei jeder aufgebrochnen Knospe springt
Mein Ohr auf, wähnt, dein Mund berührt es fein,
Horcht nach dem Laut der Liebe aus und dringt
 
Verkehrten Sinnes auf die Süße ein:
Gedenk ich dein, beschlägt ein jedes Glück,
Und du zerbrichst mein Jauchzen Stück um Stück.

John Keats

To Leight Hunt, Esq. (1815)

Glory and loveliness have pass'd away;
For if we wander out in early morn,
No wreathed incense do we see upborne
Into the East, to meet the smiling day:
No crowd of nymphs soft-voic'd and young, and gay
In woven baskets bringing ears of corn,
Roses, and pinks, and violets to adorn
The shrine of Flora in her early May.
But there are left delights as high as these,
And I shall ever bless my destiny,
That in a time, when under pleasant trees
Pan is no longer sought, I feel a free,
A leafy luxury, seeing I could please
With these poor offerings, a man like thee.

(Übertragung: Ralf Schauerhammer)  

Widmung an Leight Hunt 

Pracht und Lieblichkeit, sie sind vergangen;
Denn wenn wir in den frühen Morgen ziehen,
Da seh‘n wir keinen Reigen aufwärts sprühen,
Den Tag im Osten lachend zu empfangen.
 
Nicht bringen Nymphen, jung und voll Entzücken,
In frisch gewirkten Körben Ähren dar,
Nicht Rosen, Nelken, Veilchen zum Altar
Der Flora, um den frischen Mai zu schmücken.
 
Doch sind uns Wonnen gleicher Art geblieben,
Ich dank‘ dem Schicksal, welches Glück ich habe,
Dass ich in Zeiten, wo man unter Trieben
Nicht Pan mehr sucht, mich frei erfreuen kann
Am Waldesgrün, und dass durch solche Gabe
Ich einen Mann wie dich erfreuen kann.

William Shakespeare

Sonnet No. 18


Shall I compare thee to a summer's day?
Thou art more lovely and more temperate:
Rough winds do shake the darling buds of May,
And summer's lease hath all too short a date:
Sometime too hot the eye of heaven shines,
And often is his gold complexion dimm'd;
And every fair from fair sometime declines,
By chance, or nature's changing course, untrimm'd;
But thy eternal summer shall not fade
Nor lose possession of that fair thou ow'st;
Nor shall Death brag thou wander'st in his shade,
When in eternal lines to time thou grow'st;
So long as men can breathe or eyes can see,
So long lives this, and this gives life to thee.

(Übertragung: Ralf Schauerhammer)  

Sonett Nr. 18

Soll ich dich einem Sommertag vergleichen?
Du bist viel lieblicher und mildrer Art.
Im Mai noch muss dem Eis die Knospe weichen
und kurz nur ist des Sommers Gegenwart.

Sein Himmelsauge brennt zu heiß herunter,
doch oft verdunkelt sich sein goldner Teint,
und alles Schöne geht in Schönheit unter
und muss Natur gehorchend untergehn.

Jedoch dein ewiger Sommer wird bestehen
und deine Schönheit geht dir nie verloren,
du wirst nicht in des Todes Schatten gehen,
im Lied erscheinst du ewig neugeboren.

Solange Menschen atmen, Augen sehen,
so lange lebst du und wirst nicht vergehen. 

William Shakespeare

Sonnet No. 66

Tir'd with all these, for restful death I cry,
As, to behold desert a beggar born,
And needy nothing trimm'd in jollity,
And purest faith unhappily forsworn,
And guilded honour shamefully misplaced,
And maiden virtue rudely strumpeted,
And right perfection wrongfully disgraced,
And strength by limping sway disabled,
And art made tongue-tied by authority,
And folly (doctor-like) controlling skill,
And simple truth miscall'd simplicity,
And captive good attending captain ill:
      Tired with all these, from these would I be gone,
      Save that, to die, I leave my love alone.

(Übertragung: Ralf Schauerhammer)  

Sonett 66

Dies alles leid, ersehn ich Grabesruh;
so seht nur, wie Verdienst an Wert verliert
und kleine Nichtse zählen und Getu'
und Eitelkeit sich schamlos inszeniert
und man den reinen Glauben unterdrückt
und Frauenwürde Lust zum Opfer fällt
und man Vollkommenes bewusst zerstückt
und man der Tatkraft listig Fallen stellt
und man der Kunst das freie Wort verneint
und Dummheit sich als Wissenschaft geriert
und Wahrheit nur noch simple Einfalt scheint
und Übel über Gutes triumphiert:
       Dies alles leid, gäb ich mein Leben her
       wenn nicht die Liebste dann alleine wär.

William Shakespeare

Sonnet 98

From you have I been absent in the Spring,
When proud-pied April, dressed in all his trim,
Hath put a spirit of youth in everything,
That heavy Saturn laught and leaped with him;
Yet nor the lays of birds, nor the sweet smell
Of different flowers in odor and in hue,
Could make me any Summer's story tell,
Or from their proud lap pluck them where they grew:
Nor did I wonder at the lily's white,
Nor praise the deep vermilion in the rose;
They were but sweet, but figures of delight,
Drawn after you, you pattern of all those.
Yet seemed it Winter still, and, you away,
As with your shadow I with these did play.

(Übertragung: Ralf Schauerhammer)  

Sonett 98

Von Dir war ich getrennt zur Frühlingszeit,
Als der April sich bunt und stolz geschmückt
Und Jugendgeist verstreute weit und breit,
Sodass Saturn selbst sprang und sang beglück;
Doch weder konnten Vogellied und Singen,
Noch Blumenduft, noch prächt‘ges Farbenspiel
Den Hauch von Sommerfreuden zu mir bringen,
Noch konnt’ ich pflücken mir, was mir gefiel.
Das Weiß der Lilie konnt‘ mich nicht berücken
Der Rose Rot hat nicht wie sonst gestrahlt,
Sie waren nur so süß, so zum entzücken,
Weil sie nach deinem Muster abgemalt.
Es schien noch Winter, du warst weit von mir,
Und alles dies ein Schattenspiel von dir.

William Shakespeare

Sonnet 100

Where art thou, Muse, that thou forget'st so long
To speak of that which gives thee all thy might?
Spend'st thou thy fury on some worthless song,
Darkening thy power to lend base subjects light?
Return, forgetful Muse, and straight redeem
In gentle numbers time so idly spent;
Sing to the ear that doth thy lays esteem
And gives thy pen both skill and argument.
Rise, restive Muse, my love's sweet face survey,
If Time have any wrinkle graven there;
If any, be a satire to decay,
And make Time's spoils despised every where.
    Give my love fame faster than Time wastes life;
    So thou prevent'st his scythe and crooked knife.


(Übertragung: Ralf Schauerhammer)  

Sonett 100

Wieso hast, Muse, du dich abgewendet
von dem zu reden, was dir Macht verleiht?
Hast deine Kraft verdunkelt und verschwendet
und dem Gemeinen deine Zeit geweiht?
Du pflichtvergessne Muse kehre wieder,
um schnell zu heilen die verlorne Zeit,
und singe denen, die dich schätzen, Lieder,
damit der Feder Kunstgeschick gedeiht.
Das Antlitz meiner Liebe nun betrachte,
und siehst du prüfend auch nur eine Falte,
bewirke, dass ich den Verfall verachte,
verspotte das Vergehen und das Alte.
      Lass Liebe selbst im Schwinden neu beginnen
      und so dem Sichelkreis der Zeit entrinnen.

William Shakespeare

Sonnet No. 116

Let me not to the marriage of true minds
Admit impediments, love is not love
Which alters when it alteration finds,
Or bends with the remover to remove.
 
O no, it is an ever-fixed mark
That looks on tempests and is never shaken;
It is the star to every wandr'ing bark,
Whose worth's unknown, although his hight be taken.
 
Love's not Time's fool, though rosy lips and cheeks
within his bending sickle's compass come,
Love alters not with his brief hours and weeks,
But bears it out even to the edge of doom:
 
If this be error and upon me proved,
I never writ, nor no man ever loved.

(Übertragung: Ralf Schauerhammer)  

Sonett 116

Ich will den Bund, den wahre Liebe bindet,
Ganz ohne Hindernis. Liebe ist nicht Liebe,
Die sich zerstreut, wenn sich Zerstreuung findet
Und die beim Abschied mit dem Scheidenden entschwindet.
 
O nein, sie ist ein Turm, der mit der Wettermarke
Auf Strürme blickt und niemals wankt, in keiner Böe;
Sie ist der Leitstern jeder weltverlornen Barke,
Sein Wert beibt unbekannt, ermißt du auch die Höhe.
 
Sie ist nicht Narr der Zeit. Wenn mit dem Stundenglase
Der Wagen Rot dem Sichelkreise nähertreibt,
So schwindet Liebe nicht in kurzem Stundenmaße.
sie trägt allein, was ewig von dir bleibt.
 
Ist dieses Irrtum nur, wofür's Beweise gibt,
So schrieb ich nie ein Wort, hat nie eine Mensch geliebt.

Sonett 116 (Übersetzung 2 – Ralf Schauerhammer)
Nie sei dem Bund, den wahre Liebe bindet,
Ein Hindernis gestellt. Denn Liebe ist nicht Liebe,
Die flüchtig sich zerstreut, wenn sie Zerstreuung findet;
als ob sie, ein vergessen Ding, beim Abschied liegen bliebe.
 
O nein, sie ist die ewigfeste Marke
Die niemals wankt, in keiner Strumesböe;
Sie ist der Leitstern jeder weltverlornen Barke,
Im Werte unbekannt -- doch du ermißt die Höhe.
 
Sie ist nicht Narr der Zeit. Wenn mit dem Stundenglase
Der Wagen Rot dem Sichelkreise nähertreibt,
So schwindet Liebe nicht in kurzem Stundenmaße.
sie trägt allein, was ewig von dir bleibt.
 
Ist dieses Irrtum nur, wofür's Beweise gibt,
So schrieb ich nie ein Wort, hat nie eine Mensch geliebt.

Sonett 116  (Übersetzung 3 – Ralf Schauerhammer)
Es sei der Bund, den wahre Liebe bindet,
Ganz unbeschränkt und frei. Liebe ist nicht Liebe,
Die schnell vergeht, wenn sich Zerstreuung findet,
Die schon beim Abschied mit dem Scheidenden entschwindet.
 
O nein, sie ist ein Leuchtturm, eine Wettermarke,
Die über Stürme blickt, nicht schwankt in keiner Böe;
Sie ist ein Leitstern jeder weltverlornen Barke:
Im Werte unbekannt, ermißt du auch die Höhe.
 
Liebe ist nicht der Narr der Zeit. Wo Rosenwangen bleichen,
und fliehend vor dem Sichelkreise des Todes weichen,
Da schwindet Liebe nicht dem schnellen Stundenschlage.
Sie trägt und dauert bis zum Jüngsten Tage.
 
Ist dieses Irrtum nur, wofür's Beweise gibt,
So schrieb ich nie ein Wort, hat nie eine Mensch geliebt.


Sonett 116  (Übersetzung 4 – Ralf Schauerhammer)
Es sei, wenn wahre Geister sich vermählen,
Kein Makel mehr: Liebe ist nicht Liebe,
Die sich verändert, wenn sich Neues findet,
Die mit dem Abschied in die Ferne schwindet.
 
O nein, sie ist das feste Leuchtturmfeuer,
Das über Stürme blickt, und niemals schwankt;
Sie ist der Stern nach dem der Schiffer fährt,
Er misst die Höhe, aber nicht den Wert.
 
Sie ist nicht Narr der Zeit. Wenn Rosenwangen
Im Sichelkreis des Todes angelangen,
So schwindet Liebe nicht im Stundenschlag.
Sie trägt und dauert bis zum Jüngsten Tag.
 
Ist dieses Irrtum nur, wofür's Beweise gibt,
So schrieb ich nie ein Wort, hat nie eine Mensch geliebt.

William Shakespeare

Sonnet No. 130

My mistress' eyes are nothing like the sun;
Coral is far more red than her lips' red;
If snow be white, why then her breasts are dun;
If hairs be wires, black wires grow on her head.
 
I have seen roses damasked, red and white,
But no such roses see I in her cheeks;
And in some perfumes is there more delight
Than in the breath that from my mistress reeks.
 
I love to hear her speak, yet well I know
That music hath a far more pleasing sound;
I grant I never saw a goddess go;
My mistress when she walks treads on the ground.
 
And yet, by heaven, I think my love as rare
As any she belied with false compare.

(Übertragung: Ralf Schauerhammer)  

Sonett 130

Des Liebchens Augen sind nicht wie der Sonne Licht,
Korallen sind viel röter als ihr Lippenpaar
und weiß wie Schnee ist ihre Brust beileibe nicht,
ein krauser Bund aus schwarzen Fäden ist ihr Haar.
 
Ich sah damastne Rosen, weiße und auch rote,
auf ihren Wangen hab ich solche nie gesehen;
Parfüms verbreiten meistens eine bessre Note
als Düfte, die aus meines Liebchens Atem wehen.
 
Ich höre sie sehr gerne reden, aber sie,
das weiß ich, klingt nicht wie Musik der Himmelssphäre;
auch eine Göttin schreiten sah ich leider nie,
mein Liebchen, wenn es läuft, folgt ganz der Erdenschwere.
 
Und dennoch, Liebe, bist du himmlisch rein und selten,
dass die Vergleiche lügen und für dich nicht gelten.
 

Anmerkung:
Wie so oft in Shakespeares Sonetten bringt das letzte Zeilenpaar eine entscheidende Wende oder Ironie zum Ausdruck. In diesem Fall ist es die doppelte Bedeutung von " my love" - meine Liebe/Geliebte. Ich habe das versucht hervorzuheben, indem ich für "mistress" das Wort "Liebchen" wählte.
 
Shakespeares Liebchen sieht man als ganz natürliches Mädchen vom Lande, welches in seiner Art den höflich-kunstvoll gekünstelten Liebschaften der kultivierten Gesellschaft gegenübergestellt wird, indem der Reihe nach die üblichen Vergleiche mit der Sonne, dem Schnee, etc. aufgezählt und für unpassend erklärt werden. Damit ist das Sonett jedoch gleichzeitig eine Polemik gegen die schwülstige und verlogene Liebeslyrik, die sich in übertriebenen Vergleichen ergeht. Wahre Liebe tut das nicht und Shakespeares Liebchen könnte auch gar nichts damit anfangen.
 
Eine dritte Ebene der Ironie kommt hinzu, wenn man das Gedicht heute liest bzw. überträgt, denn die Form des Sonetts wirkt heute recht kunstvoll, manche meinen sogar steif und unfrei, während es damals in der von Shakespeare entwickelten Form etwas ganz Neues und Frisches war. Deswegen ist es meiner Meinung nach beim Übertragen wichtig, möglichst normale Worte und Wendungen zu gebrauchen, keine Inversionen zu verwenden und alles zu versuchen, die strenge Form des Sonetts nicht in den Vordergrund treten zu lassen.
 
Da die deutsche Sprache ein wenig mehr Silben für den gleichen Inhalt braucht als die englische, habe ich pro Zeile (nicht wie Shakespeare fünf, sondern) sechs Jamben gewählt, was das Sonett im Deutschen aber gut verträgt, da es im Deutschen ursprünglich im sechsfüßigen Alexandriner bekannt wurde und erst später auf fünf Füße gestellt wurde.
© Ralf Schauerhammer

Percy Busshe Shelley

Ozymandias (1817)

I met a traveller from an antique land,
Woh said: Two vast and trunkless legs of stone
Stand in the dessert... Near them, on the sand,
Half-sunk, a shattered visage lies, whose frown,
And wrinkeld lip, and sneer of cold command,
Tell that the sculptor well those passions read
Which yet survive, stamped on these lifeless things,
The hand that mocked them, and the hand that fed.
And on the pedestal, these words appear:
"My name is Ozymandias, king of kings -
Look on my works, ye mighty, and despair!"
Nothing besides remains. Round the decay
Of that colossal wreck, boundless and bare,
The lone and level sands strech far away.

(Übertragung: Ralf Schauerhammer)  

Osymandias

Ein Reisender aus einem alten Lande
erzählte mir: Zwei körperlose Beine,
die stehen in der Wüste und davor im Sande
liegt halbversunken aus dem gleichen Steine
noch ein geborstnes Haupt, dessen Augenrollen
und schmale Lippen zeigen, dass im Kern
des Künstlers Hand das unbedingte Wollen
gut verstand, das so versteinert überlebt.
Und auf dem Sockel stehen diese Worte:
„Mein Name Osymandias ist Herr der Herrn -
bestaunt mein Werk, ihr Herrscher, und erbebt!"
Nur dieses blieb. An dem zerfallnen Orte.
Um dieses kolossale Wrack erstreckt
sich grenzenlose Wüste, sandbedeckt.

William Wordsworths

Lines Written in Early Spring (1798)

I heard a thousand blended notes,
While in a grove I sate reclined,
In that sweet mood when pleasant thoughts
Bring sad thoughts to the mind.
 
To her fair works did Nature link
The human soul that through me ran;
And much it grieved my heart to think
What man has made of man.
 
Through primrose turfs, in that green bower,
The periwinkle trailed its wreaths;
And ‚tis my faith that every flower
Enjoys the air it breathes.
 
The birds around me hopped and played;
Their thoughts I cannot meassure: -
But the least motion that they made,
It seemed a thrill of pleasure.
 
The budding twigs spread out their fan,
To catch the breezy air;
And I must think, do all I can,
That there was pleassure there.
 
If this belief from Heaven be sent,
If such be Natur’s holy plan,
Have I not reason to lament
What man has made of man?

(Übertragung: Ralf Schauerhammer)  

Zeilen im Frühling geschrieben

Ich hörte tausend Noten ranken
Als satt im Hain ich Zuflucht nahm,
In süßer Stimmung und Gedanken
wo Trauer mir aus Wohlsein kam.
 
Mit ihrem reinen Werk verband
Natur die wache Seele nun;
Und traurig mir vor Herzen stand,
Was Menschen Menschen tun
 
Das Singrün rankte sich zum Kranze
Und Primeln war’n ins Gras gestreut
Ich glaube fest, dass jede Pflanze
Eratmend sich des Lebens freut.
 
Der Vöglein Spiel, es hüpft um mich,
Ich kann nicht ahnen was sie denken -
Doch die Bewegung sicherlich
Scheint ihnen Lebenslust zu schenken
 
Die Knospenzweige Fächer schwenken,
Um sich an frischer Luft zu laben
Ich kann nicht anders als zu denken
Dass sie dabei Vergnügen haben.
 
Wenn mir Natur die Pläne sagt
Die heilig hoch im Himmel ruh’n,
Ist’s dann nicht recht, wenn man beklagt,
Was Menschen Menschen tun?

Paul Lawrence Dunbar

The Lesson (1900)

My cot was down by a cypress grove,
And I sat by my window the whole night long,
And heard well up, from the deep, dark wood,
The mockingbird’s passionate song.
 
And I thought of myself so sad and done,
And my life’s cold winter, that knew no spring;
Of my mind so weary, and sick and wild,
Of my heart too sad to sing.
 
But e’en as I listened to the mockbird’s song,
A thought stole into my saddened Heart,
And I said, I can cheer some other soul
By a carol’s simple art.
 
For oft from the darkness of hearts and lives,
Come songs that brim with joy and light,
As out of the gloom of the cypress grove,
The mockingbird sings at night.
 
So I sang a lay for a brother’s ear,
In a strain to soothe his bleeding heart,
And he smiled at the sound of my voice and lyre,
Though mine was a feeble art.
 
But at his smile I smiled in turn,
And into my soul there came a ray:
In trying to soothe another’s woe,
My own had passed away.

(Übertragung: Ralf Schauerhammer)  

Die Lehre 

Meine Hütte stand am Zypressenhain
ich saß und lauschte am Fenster noch lang,
Wie die Drossel tief aus dem dunklen Wald
So leidenschaftlich sang.
 
Ich dachte, ich bin so traurig und matt,
mein Frühling dahin und mein Kopf so alt,
mein Geist so müde, krank und wild
und mein Herz zum singen zu kalt.
 
Und wie ich lauschte dem Dosselgesang
schlich sich ein Gedanke in mein Gemüt
ich sprach, auch Ich kann andre erfreun
mit einem Jubellied.
 
Denn oft kommt aus dunklem Herz und Geschick
ein Singen, dass freudenvoll überspringt,
genau wie aus dunklem Zypressenhain
die Drossel nachts für mich singt.
 
Und ich sang für meinen Bruder ein Lied,
zu stillen ihm blutende Herzenspein,
und er lächelte, als ich da spielte und sang,
obwohl, meine Kunst war nur klein.
 
Auf sein Lächeln hin lächelte ich zurück,
da kam in die Seele ein Glanz:
Beim Versuch zu stillen des Nächsten Leid
verschwand mein eigenes ganz.
 
 
Prosa-Übersetzung: Ralf Schauerhammer
Die Lehre
Meine Schlafstätte war unten am Zypressenhain,
und ich saß die ganze Nacht lang am Fenster
und lauschte in den tiefen, dunklen Wald hinein
dem leidenschaftlichen Lied der Spottdrossel.
 
Und ich dachte über mich nach, so traurig und fertig,
und meinen Lebenswinter, der keinen Frühling kennt;
über meinen Geist, so müde und krank und wild,
über mein Herz, zu traurig zum Singen.
 
Aber g’rad als ich das Lied der Spottdrossel hörte,
da stahl sich ein Gedanke in mein trauriges Herz,
und ich sagte, ich kann eine andere Seele erfreuen
durch die einfache Kunst eines Jubelliedes.
 
Oft kommen aus der Dunkelheit des Herzens und Lebens
Lieder, die übervoll sind an Freude und Licht,
genau wie aus dem Dunkel des Zypressenhains
nachts die Spottdrossel singt.
 
Also sang ich ein Lied für meines Nächsten Ohr,
und bemühte mich, sein blutendes Herz zu stillen,
Und er lächelte beim Klang meiner Stimme und Leier,
obwohl meine Kunst nur schwach war.
 
Aber sein Lächeln ließ mich zurücklächeln,
und in meine Seele fiehl ein heller Strahl:
Beim Versuche des Nächstens Leid zu stillen
schwand mein eigenes dahin.

Frances E. W. Harper

Learning To Read

Very soon the Yankee teachers
Came down and set up school;
But, oh! how the Rebs did hate it, -
It was agin‘ their rule
 
Our masters always tried to hide
Book learning from our eyes;
Knowledge didn’t agree with savery -
`T would make us all too wise.
 
But some of us would try to steal
A little from the book,
And put the words together,
And learn by hook or crook.
 
I remember Uncle Caldwell,
Who took pot liquor fat,
And greased the pages of his book,
And hid it in his hat.
 
And had his master even seen
The leaves upon his head,
He’d have thought them greasy papers,
And nothing to be read.
 
And there was Mr. Turner’s Ben,
Who heard the children spell,
And picked the words right up by heart,
And learnd to read `em well.
 
Well, the Northern folks kept sending
The Yankee teachers down,
And they stood right up and helped us,
Though Rebs did sneer and frown.
 
And, I longed to read my Bible,
For the precious words it said,
But when I begun to learn it,
Folks just shook their heads.
 
And said, there is no use trying,
Oh! Chloe, you’r too late!
But as I was rising sixty,
I had no time to wait.
 
So I got a pair of glases,
And straight to work I went,
And never stopped `til I could read
The hymns and testament.
 
Then I got a lillte cabin,
A Place to call my own,
And I felt as independent
As the queen upon her throne!

(Übertragung: Ralf Schauerhammer)  

Lesen lernen

Bald kamen Yankee-Lehrer herab
Und gaben Unterricht.
Oh weh! Das haben die Rebs gehasst,
Es passte ihnen nicht.
 
Die Masters hielten von uns fern
Die Bücher seit langer Zeit;
Denn Wissen ziemt dem Sklaven nicht -
Er wird dann zu gescheit.
 
Doch manche stahlen aus dem Buch
Sich ein‘ge Zeilen raus,
Und fügten sorgsam Wort an Wort
Und lernt‘n auf Teufel-komm-raus.
 
Ich denke an Onkel Caldwell oft,
Der nahm sich Bratensud,
Und schmiert‘ die Seiten damit ein
Versteckte sie im Hut.
 
Selbst wenn der Herr gesehen hätt‘
Am Kopf das alte Papier,
Es hätt’ geglaubt: nur fettiger Kram,
doch nichts zum Lesen hier.
 
Es hörte Mister Turners Ben,
Beim Übern Kindern zu,
Behielt im Kopf was er gehört‘
Und lernte Lesen im Nu.
 
Mehr Yankee-Lehrer kamen herab,
Sie standen ihren Mann,
Sie halfen uns, jedoch die Rebs,
die faucht‘n bös‘ sie an.
 
Die Bibel wollt‘ ich lesen gern,
Der Worte Trost und Rat.
Ich weiß noch wie da jedermann
Den Kopf geschüttelt hat.
 
Sie sagten, ´s hat doch keinen Zweck,
Oh, Chloe du kommst nicht weit!
Da war ich sechzig Jahre alt,
´s war allerhöchste Zeit.
 
´Ne Brille hab‘ ich mir besorgt
Und lernte bis am End‘
Ich alle Psalmen lesen konnt‘
Und ´s heil‘ge Testament.
 
Und ich bekam ´ne Hütte klein,
Ein Heim für mich allein,
Ich fühlte mich so reich und frei,
Als ob ich König sei!
 
Rebs = Südstaatler, Yankees = Nordstaatler

Edgar Allan Poe

The Raven

Once upon a midnight dreary, while I pondered weak and weary,
Over many a quaint and curious volume of forgotten lore,
While I nodded, nearly napping, suddenly there came a tapping,
As of some one gently rapping, rapping at my chamber door.
`'Tis some visitor,' I muttered, `tapping at my chamber door -
Only this, and nothing more.'
 
Ah, distinctly I remember it was in the bleak December,
And each separate dying ember wrought its ghost upon the floor.
Eagerly I wished the morrow; - vainly I had sought to borrow
From my books surcease of sorrow - sorrow for the lost Lenore -
For the rare and radiant maiden whom the angels named Lenore -
Nameless here for evermore.
 
And the silken sad uncertain rustling of each purple curtain
Thrilled me - filled me with fantastic terrors never felt before;
So that now, to still the beating of my heart, I stood repeating
`'Tis some visitor entreating entrance at my chamber door -
Some late visitor entreating entrance at my chamber door; -
This it is, and nothing more,'
 
Presently my soul grew stronger; hesitating then no longer,
`Sir,' said I, `or Madam, truly your forgiveness I implore;
But the fact is I was napping, and so gently you came rapping,
And so faintly you came tapping, tapping at my chamber door,
That I scarce was sure I heard you' - here I opened wide the door; -
Darkness there, and nothing more.
 
Deep into that darkness peering, long I stood there wondering, fearing,
Doubting, dreaming dreams no mortal ever dared to dream before;
But the silence was unbroken, and the darkness gave no token,
And the only word there spoken was the whispered word, `Lenore!'
This I whispered, and an echo murmured back the word, `Lenore!'
Merely this and nothing more.
 
Back into the chamber turning, all my soul within me burning,
Soon again I heard a tapping somewhat louder than before.
`Surely,' said I, `surely that is something at my window lattice;
Let me see then, what thereat is, and this mystery explore -
Let my heart be still a moment and this mystery explore; -
'Tis the wind and nothing more!'
 
Open here I flung the shutter, when, with many a flirt and flutter,
In there stepped a stately raven of the saintly days of yore.
Not the least obeisance made he; not a minute stopped or stayed he;
But, with mien of lord or lady, perched above my chamber door -
Perched upon a bust of Pallas just above my chamber door -
Perched, and sat, and nothing more.
 
Then this ebony bird beguiling my sad fancy into smiling,
By the grave and stern decorum of the countenance it wore,
`Though thy crest be shorn and shaven, thou,' I said, `art sure no craven.
Ghastly grim and ancient raven wandering from the nightly shore -
Tell me what thy lordly name is on the Night's Plutonian shore!'
Quoth the raven, `Nevermore.'
 
Much I marvelled this ungainly fowl to hear discourse so plainly,
Though its answer little meaning - little relevancy bore;
For we cannot help agreeing that no living human being
Ever yet was blessed with seeing bird above his chamber door -
Bird or beast above the sculptured bust above his chamber door,
With such name as `Nevermore.'
 
But the raven, sitting lonely on the placid bust, spoke only,
That one word, as if his soul in that one word he did outpour.
Nothing further then he uttered - not a feather then he fluttered -
Till I scarcely more than muttered `Other friends have flown before -
On the morrow he will leave me, as my hopes have flown before.'
Then the bird said, `Nevermore.'
 
Startled at the stillness broken by reply so aptly spoken,
`Doubtless,' said I, `what it utters is its only stock and store,
Caught from some unhappy master whom unmerciful disaster
Followed fast and followed faster till his songs one burden bore -
Till the dirges of his hope that melancholy burden bore
Of "Never-nevermore."'
 
But the raven still beguiling all my sad soul into smiling,
Straight I wheeled a cushioned seat in front of bird and bust and door;
Then, upon the velvet sinking, I betook myself to linking
Fancy unto fancy, thinking what this ominous bird of yore -
What this grim, ungainly, ghastly, gaunt, and ominous bird of yore
Meant in croaking `Nevermore.'
 
This I sat engaged in guessing, but no syllable expressing
To the fowl whose fiery eyes now burned into my bosom's core;
This and more I sat divining, with my head at ease reclining
On the cushion's velvet lining that the lamp-light gloated o'er,
But whose velvet violet lining with the lamp-light gloating o'er,
She shall press, ah, nevermore!
 
Then, methought, the air grew denser, perfumed from an unseen censer
Swung by Seraphim whose foot-falls tinkled on the tufted floor.
`Wretch,' I cried, `thy God hath lent thee - by these angels he has sent thee
Respite - respite and nepenthe from thy memories of Lenore!
Quaff, oh quaff this kind nepenthe, and forget this lost Lenore!'
Quoth the raven, `Nevermore.'
 
`Prophet!' said I, `thing of evil! - prophet still, if bird or devil! -
Whether tempter sent, or whether tempest tossed thee here ashore,
Desolate yet all undaunted, on this desert land enchanted -
On this home by horror haunted - tell me truly, I implore -
Is there - is there balm in Gilead? - tell me - tell me, I implore!'
Quoth the raven, `Nevermore.'
 
`Prophet!' said I, `thing of evil! - prophet still, if bird or devil!
By that Heaven that bends above us - by that God we both adore -
Tell this soul with sorrow laden if, within the distant Aidenn,
It shall clasp a sainted maiden whom the angels named Lenore -
Clasp a rare and radiant maiden, whom the angels named Lenore?'
Quoth the raven, `Nevermore.'
 
`Be that word our sign of parting, bird or fiend!' I shrieked upstarting -
`Get thee back into the tempest and the Night's Plutonian shore!
Leave no black plume as a token of that lie thy soul hath spoken!
Leave my loneliness unbroken! - quit the bust above my door!
Take thy beak from out my heart, and take thy form from off my door!'
Quoth the raven, `Nevermore.'
 
And the raven, never flitting, still is sitting, still is sitting
On the pallid bust of Pallas just above my chamber door;
And his eyes have all the seeming of a demon's that is dreaming,
And the lamp-light o'er him streaming throws his shadow on the floor;
And my soul from out that shadow that lies floating on the floor
Shall be lifted - nevermore!

(Übertragung: Ralf Schauerhammer)  

Der Rabe

Mitternacht war längst vorüber, als ich müde grübelnd über
Einem Buch studierend saß und längst vergess‘ne Lehren las –
Schläfrig wurde mir im Kopfe, plötzlich dachte ich es klopfe,
Als ob jemand leise pochte, pochte an des Hauses Tor.
„Ein Besucher“, sprach ich murmelnd, „ein Besucher vor dem Tor?“
Etwas seltsam kam mir‘s vor.
 
O, ich kann mich klar entsinnen an den trostlos, öden Winter.
Jeder Glut ersterbend Glimmen wirkte sich im Boden ein.
Sehnlich wartend auf den Morgen, suchte Linderung von Sorgen
Ich durch lesen zu erborgen, von den Sorgen um Lenor –
Dieses reine, holde Mädchen nennen Engel nun Lenor –
Engel, den ich hier verlor.
 
Und das seidensachte Schwanken meines Purpurvorhangs plagte,
Jagte rasend mich mit Ängsten, Ängsten nie gekannt zuvor.
Ich erhob mich, um mein schlagend Herz zu stillen, nochmals sagend:
„Einlass fordert ein Besucher, spät noch, vor des Hauses Tor –
Was erklärte sonst das Pochen, spät noch, vor des Hauses Tor?
Ein Besucher steht davor!
 
Meine Seelenkräfte wuchsen. Und ich konnte eilig rufen:
„Dame oder Herr, ich bitte herzlich um Entschuldigung.
Ihr habt schlafend mich getroffen und so leise war das Pochen,
Ein verschwindend leises Pochen hörte ich an meinem Tor,
Schwach nur, aus der Ferne klingend.“ – und ich öffnete das Tor.
Dunkle Leere fand ich vor.
 
Lange in das Dunkel starrend stand ich bange, fragend harrend,
Träumte Träume, die zu träumen keiner je gewagt zuvor.
Doch die Stille wollt‘ nicht weichen. Nirgends gab die Nacht ein Zeichen.
Nur ein Wort durchbrach das Schweigen, flüsternd klang das Wort „Lenor?“
Antwort, leiser als zuvor, gab mein Echo mir „Lenor?“
Stille war es, wie zuvor.
 
Meine wunde Seele brannte, als ich mich zur Kammer wandte.
Da vernahm ich das bekannte Pochen lauter als zuvor.
Sicher glaubt‘ ich zu erraten, kommt es von dem Fensterladen:
„Lass mich das Geheimnis sehen, dass mir seltsam täuscht das Ohr.
„Rasend Herz, hör auf zu jagen, ein Geräusch nur täuscht das Ohr,
Schreckt dich schon der Wind, du Tor?“
 
Und ich öffnete den Laden. Flatternd und mit Flügelschlagen
Kam ein stattlich großer Rabe aus der Dunkelheit hervor.
Ohne Gruß und ohne Stocken sprang er, um sich hinzuhocken,
Auf die Büste an der Tür, schwang zur Büste sich empor.
Gravitätisch flügelschlagend schwang der Rabe sich empor.
Saß – und still war’s wie zuvor.
 
Und der schwarze Vogel machte, dass ich für mich selber lachte,
Sein gewichtiges Gebaren löste meiner Trauer Flor.
„Euer Helmbusch ist geschoren, dennoch scheint ihr hochgeboren.
Welch‘ plutonisch fernes Ufer brachte, sagt mir, Euch hervor?
Sagt mir eurer Lordschaft Namen, die sich in der Nacht verlor?“
Sprach der Rabe „Nevermore“.
 
Staunend hörte ich ihn sprechen, eines Rabens Radebrechen.
Ohne Sinn sind ihm die Worte, doch er bringt sie klar hervor.
Sicher werden Sie gestehen, sprechend, einen schwarzen Raben
Stehn auf weißer Pallas-Büste, das sah nie ein Mensch zuvor,
Solche ein Biest, solche einen Raben, das sah nie ein Mensch zuvor,
Mit dem Namen „Nervermore“.
 
Doch der Rabe sprach alleine dieses Wörtchen, nur das eine,
Ganz als wäre seine Seele mit dem Worte ausgehaucht.
Keine Silbe von sich gebend, keine Feder mehr bewegend
Saß er nun, bis ich gemurmelt: „Andre Freunde floh’n zuvor,
Und auch ihn werd‘ ich verlieren, wie die Hoffnung ich verlor.“
Sprach der Rabe „Nevermore“.
 
Als die Stille nun gebrochen, als so passend er gesprochen,
Sprach ich: „Dieses Wort alleine – zweifellos sein ganzer Schatz –
Hat er dort wohl aufgelesen, wo sein Herr verfolgt gewesen
Von des Schicksals bösen Mächten. Als die Hoffnung er verlor
Und als Ausdruck der Verzweiflung dieses dunkle Wort erkor.
Dieses ‚Nimmer-nevermore‘.
 
Mit verführerischer Fessel band der Rabe meine Seele.
Sachte rückte ich den Sessel Richtung Türe weiter vor,
Sank in samtne Kissen nieder, der Gedankenketten Glieder
Gaukelten mir immer wieder düst’re Rabenbilder vor,
Bis mein Geist in dunkeln Kreisen bei der Frage sich verlor,
Was er meint, mit „Nevermore“?
 
Ich saß brütend da und schweigend, nicht die kleinste Regung zeigend,
Als des Vogel Feuerauge tief sich in mein Herz gebohrt.
Suchend nach dem tiefsten Wissen, lehnte ich den Kopf ins Kissen,
In des Sessels samt‘nes Kissen, dessen purpurnes Dekor
Strahlte in der Lampe Schimmer. – Bei dem purpurnen Dekor
Sitzt sie nie mehr wie zuvor.
 
Dichter war die Luft und dichter. Lichter schienen und entschwanden,
wie wenn Weihrauchfässer schwingend, niedersinkt ein Engelchor.
„Kerl“, rief ich, „ob Gott ob Engel dich zu mir herniedersandte,
Gib mir Ruhe, gibt Befreiung vom Gedenken an Lenor!
Gib die Droge des Vergessens für die Trauer um Lenor!“
Sprach der Rabe „Nevermore“.
 
„Ein Prophet bist du ohn‘ Zweifel, Vogel bist du und ein Teufel.
Ob dich der Versucher sandte, ob der Sturm dich trug hervor,
In Verlassenheit zu stranden – meiner Seele Wüstenlanden –
Wo nur Schreckgespenster hausen, gieße Balsam mir ins Ohr!
Sag mir, gibt es Trost auf Erden? Trost für die, die ich verlor?“
Sprach der Rabe „Nevermore“.
 
„Ein Prophet bist du ohn‘ Zweifel, Vogel bist du und ein Teufel.
Sage, ob in Himmels Weiten an des Paradieses Tor –
Bei dem Gott, zu dem wir beten! – sage, ob ich einst in Eden
Jemals treffe dieses Wesen, dessen Namen ist Lenor?
Wiederfinde dieses Wesen, dessen Name ist Lenor?“
Sprach der Rabe „Nevermore“.
 
„Unhold geh, wir sind geschieden!“ rief ich, „Lasse mich in Frieden!
An plutonisch fernem Ort verglimme, wie ein Meteor!
Keine Feder lass hier liegen, geh mit deinen schwarzen Lügen!
Geh, verlass die Pallas-Büste, Nimm den Schatten mir vom Tor!
Nimm den Schnabel aus dem Herzen, lass mein Herzen mir wie zuvor!“
Sprach der Rabe „Nevermore“.
 
Und der Rabe sitzt noch immer, ohne Regung, sitzt noch immer
Auf der Büste in dem Zimmer, die als Thorn er sich erkor.
Um die Augen glüht im Dunkeln ein dämonenhaftes Funkeln.
Aus dem Boden rings im Zimmer tritt sein Schattenbild hervor.
Meine Seele hebt sich nimmer aus dem Rabenschwarz empor,
Hebt sich nimmermehr empor.
 


Bemerkungen zu dieser Übersetzung:
Das Gedicht „The Raven“ von E.A.Poe ist bisher sehr häufig übersetzt worden. Allein bei Wikisource findet man 14 Übertragungen ins Deutsche. Was kann einen weiteren Versuch einer Übertragung rechtfertigen und was ist das besondere daran?
 
Ich habe den Refrain des Gedichtes, der lediglich aus dem Wort „nevermore“ besteht, stehen lassen und nicht mit dem entsprechenden deutschen Wort „nimmermehr“ übersetzt. Ich kenne keine andere Übersetzung, die das getan hat. Was rechtfertigt diese Vorgehensweise?
 
Poe beschreibt in dem kurzen Aufsatz „Philosophy of Composition“, Schritt für Schritt, wie er „The Raven“ konzipiert hat, wobei die Bedeutung des Klanges von „nevermore“ mit dem Langen O gefolgt von einem R als Voraussetzung für die Wirkung des Gedichts beschrieben wird. Diese Wirkung wird durch das E des Deutschen „nimmermehr“ nicht erreicht, und es gibt auch keinen Mädchennamen, der entsprechend zu „Nevermore – Lenor“ im deutschen zu „nimmermehr“ gewählt werden könnte.

 
Einige wenige Übersetzungen versuchen deutsche Worte mit langem O ans Ende jeder Strophe zu setzten, um den Klang von „nevermore“ beizubehalten, was jedoch dazu führt, dass ein zweites wesentliches Kompositionsprinzip, welches Poe in dem erwähnten Aufsatz beschreibt nicht erfüllt werden kann. Poe erachtet es für die Wirkung des Gedichts als ganz wesentlich, dass das immer gleiche Refrain-Wort in jeder Strophe aus einer neuen Perspektive erscheint, weswegen es einerseits ein sprachbegabtes Wesen ohne menschliche Intelligenz (der Rabe) ausspricht, aber von einem verständigen Wesen (der trauernde Mensch, und durch ihn der Zuhörer) interpretiert wird. Reproduziert die Übertragung ins Deutsche den Klang des O, muss sie zwangsläufig im deutschen auf das Refrain-Wort „nimmermehr“ verzichten, und wird dem zweiten wesentlichen Kompositionsprinzip nicht gerecht.
 
Ich sehe keinen anderen Ausweg aus dieser Zwickmühle, als einfach das englische „nevermore“ zu lassen, und darauf zu vertrauen, dass diese in einer Zeit, in der die deutsche Sprache ohnehin mit Anglizismen überhäuft ist, den Leser nicht abstößt oder stört.

 
Mein Argument könnte dadurch entkräftet werden, dass Poe Behauptung über die grundlegende Bedeutung des Tones für die Wirkung des Gedichtes falsch ist – was erüber den Refrain sagt, ist zweifellos richtig. Obwohl ich gewisse Zweifel hege, ob Poe in seiner Beschreibung der Entstehung des Gedichts tatsächlich in jedem Punkt wirklich so rational konstruierend vorgegangen ist, wie er es in „Philosphy of Composition“ beschreibt, so bin ich mir ziemlich sicher, dass er bezüglich der Bedeutung des Klanges von „nevermore“ Recht hat, weil dieses auch von anderen Dichtern in gleicher Weise beschreiben wird. Friedrich Schiller sagt z.B. in einem Brief vom 22.5.1792 an Körner: „Das Musikalische eines Gedichtes schwebt mir weit öfter vor der Seele, wenn ich mich hinsetze, es zu machen, als der klare Begriff vom Inhalt, über den ich oft kaum mit mir einig bin.“ und an Goethe vom 18.3.1796: „Bei mir ist die Empfindung anfangs ohne bestimmten Gegenstand, dieser bildet sich erst später. Eine gewisse musikalische Grundstimmung geht vorher und auf diese folgt erst die poetische Idee.“ Das stimmt genau mit dem überein, was Poe sagt.
 
Zusätzlich möchte ich noch anfügen, dass ich mir große Mühe gegeben habe, die Entwicklung der poetischen Bilder möglichst genau zu übertragen. Man kann in dieser Hinsicht die Qualität einer Übertragung recht gut ermessen, wenn man nur die zweite Zeile der zweiten Strophe (And each separate dying ember wrought its ghost upon the floor.) mit den Schlusszeilen des Gedichts (And the lamp-light o'er him streaming throws his shadow on the floor; / And my soul from out that shadow that lies floating on the floor / Shall be lifted - nevermore!) vergleicht, denn die Entwicklung des wesentlichen Schlussbildes beginnt bereits in dieser Zeile der zweiten Strophe.
© Ralf Schauerhammer

Edgar Allan Poe

Alone

From childhood’s hour I have not been
As others were—I have not seen
As others saw—I could not bring
My passions from a common spring—
From the same source I have not taken
My sorrow—I could not awaken
My heart to joy at the same tone—
And all I lov’d—I lov’d alone—
Then—in my childhood—in the dawn
Of a most stormy life—was drawn
From ev’ry depth of good and ill
The mystery which binds me still—
From the torrent, or the fountain—
From the red cliff of the mountain—
From the sun that ’round me roll’d
In its autumn tint of gold—
From the lightning in the sky
As it pass’d me flying by—
From the thunder, and the storm—
And the cloud that took the form
(When the rest of Heaven was blue)
Of a demon in my view—
 

(Übertragung: Ralf Schauerhammer)  

Alleine 

Von Kindesbeinen war ich nicht
wie andre sind – und meine Sicht
war fremd – und meine Leidenschaft
trieb nicht die gleiche Federkraft – 
und nicht aus gleicher Quelle sprangen
die Sorgen mir – und nimmer drangen
mir Freuden gleich ins Herz hinein – 
Und was ich liebte – liebte ich allein –
Dann – noch als Kind – entstieg dem Tag
Des Lebens, dass im Sturme lag,  
Aus tiefstem Grund von Bös und Gut
Der Zauber, der noch in mir ruht –
Aus einem Berg im Sturzbach springend – 
Aus roter Klippe zu mir dringend – 
Aus Sonnenglut, die mich umfing,
In Gold des Herbstes unterging –
Aus Blitzen, die im Himmel flogen, 
Im Sturm an mir vorüberzogen –
Aus Donner, der im Sturm erhallt 
Und der Wolke in Gestalt
(Ansonsten war der Himmel klar)
Eines Dämons, wie ich's sah –
 

Josquin Desprez (1440–1521)

El Grillo

El grillo è buon cantore
Che tienne longo verso.
Ma non fa come gli altri uccelli:
Come li han cantato un poco
Van’ de fatto in altro loco.
Sempre el grillo sta pur saldo.
Quando la maggior’ è’l caldo
Alhor canta sol’ per amore.

(Übertragung: Ralf Schauerhammer)  

Die Grille

Die Grille ist ein Meistersänger,
vor allem ist ihr Lied viel länger
als das, der andren Vogelarten,
die singen schnell und fliegen fort.
Jedoch die Grille bleibt am Ort,
um treu der Liebsten aufzuwarten.
Wenn heiß die Mittagsonne glüht
singt sie ihr Grillenliebeslied.

Clément Janequin (1485–1558)

Fyez vous y

Fyez vous y si vous voulez,
Si la prenez cocu serez.
Je vous diray je n’en mens point,
Car de plaisir il n’en a point.
Femme venuste,
c’est une fuste
d’ondes agitée,
tant évollée
qu’ell’est foulée.

(Übertragung: Ralf Schauerhammer)  

Vertraut ihr nur

Vertraut ihr nur,
erobert sie gleich.
Es sei euch gegönnt
Doch ich sage euch,
Ihr werdet gehörnt!
Ich würde lügen
sagte ich Euch,
es sei ein Vergnügen.
Die schöne Frau,
sie schwingt genau,
wie Schiffchen im Meer
stets hin und her.

Jean de La Fontaine (1621–1695)

Le Corbeau et le Renard

Maître Corbeau, sur un arbre perché,
Tenait en son bec un fromage.
Maître Renard, par l’odeur alléché,
Lui tint à peu près ce langage :
« Hé ! bonjour, Monsieur du Corbeau.
Que vous êtes joli ! que vous me semblez beau !
Sans mentir, si votre ramage
Se rapporte à votre plumage,
Vous êtes le Phénix des hôtes de ces bois. »
A ces mots le Corbeau ne se sent plus [orig.: pas] de joie ;
Et pour montrer sa belle voix,
Il ouvre un large bec, laisse tomber sa proie.
Le Renard s’en saisit, et dit : « Mon bon Monsieur,
Apprenez que tout flatteur
Vit aux dépens de celui qui l’écoute :
Cette leçon vaut bien un fromage, sans doute. »
Le Corbeau, honteux et confus,
Jura, mais un peu tard, qu’on ne l’y prendrait plus.

(Übertragung: Ralf Schauerhammer)  

Der Rabe und der Fuchs

Im Baume hoch, da saß ein Rabe
mit einem Stückchen Käse,
das hielt er sorgsam fest im Schnabel,
damit er es gleich fräße.
Da kam der Fuchs, gelockt vom Duft,
der um den Käse strich.
er hielt die Nase in die Luft
und sprach sehr schmeichlerisch:
„Herr Rabe, Oh! wie schön ihr seid!
Ihr seid des Waldes Zier
mir Eurem edlen Federkleid.
Und sicher seid auch ihr
der allerbeste weit und breit,
als Sänger hier im Wald!“
Der Rabe sperrt den Schnabel weit
und krächzte, dass es schallt,
wobei den Käse er verlor,
den fraß der Fuchs sogleich
und sprach zum Raben: „Seht, Senior,
so wird der Schmeichler reich
durch den, der seinen Worte glaubt,
als ob‘s die Wahrheit wäre.
Den Käse nehm‘ ich, Ihr erlaubt,
als Preis für diese Lehre.“

Jean de La Fontaine (1621–1695)

La Cigale et la Fourmi

La Cigale, ayant chanté
Tout l’été,
Se trouva fort dépourvue
Quand la bise fut venue :
Pas un seul petit morceau
De mouche ou de vermisseau.
Elle alla crier famine
Chez la Fourmi sa voisine,
La priant de lui prêter
Quelque grain pour subsister
Jusqu’à la saison nouvelle.
« Je vous paierai, lui dit-elle,
Avant l’Oût, foi d’animal,
Intérêt et principal. »
La Fourmi n’est pas prêteuse :
C’est là son moindre défaut.
« Que faisiez-vous au temps chaud ?
Dit-elle à cette emprunteuse.
— Nuit et jour à tout venant
Je chantais, ne vous déplaise.
— Vous chantiez ? j’en suis fort aise.
Eh bien! dansez maintenant. »

(Übertragung: Ralf Schauerhammer)  

Die Grille und die Ameise

Die Grille hat den Sommer lang
gesungen und gesungen.
Doch als der harte Winter kam
da ging sie notgedrungen
zur Nachbarin der Emse hin
und sprach: „Ich leide Not,
Frau Nachbarin ihr seid reich,
leiht mir ein wenig Brot.
Mein Ehrenwort, ein kleines Stück
bis in das nächste Jahr,
dann gebe ich es euch zurück,
mit Zinseszins sogar.“
Die Emse drauf zur Grille sprach:
„Was hast du denn gemacht
als ich im Sommer mich geplagt
am Tag bis in die Nacht?“
„Frau Nachbarin ich sang so schön,
das liebten alle Leute.“
„Die Zeit verjubelt habt ihr nur?
Wohl an, dann tanz doch heute!“

Pierre Passereau (1509–1547)

Il est bel et bon

Il estoit deux femmes, toutes d’un pays,
disant l’une à l’autre: « Avez bon mari.
Il est bel et bon, commère, mon mari.
Il ne me courousse, ne me bat aussi,
il fait le menage, il donne aux poulailles,
et je prends mes plaisirs.
Commère, c’est pour rire
quand les poulailles crient:
Co co co co da, petite coquette, qu’est-ce ci? »

(Übertragung: Ralf Schauerhammer)  

Der gute Ehemann

Zwei Frauen treffen sich dann und wann,
die eine spricht: „Mein lieber Mann,
er ist so schön, er ist so gut,
er niemals zürnen und schlagen tut,
er mach den Haushalt, füttert die Tiere,
ich lebe ganz nach meinem Plaisire.
Gevatterin ist es nicht zum Lachen,
was die Hühner, wenn er sie füttert, machen?
Dann ruft das listige Federvieh
Kokokoko da, wie kokett ist sie?“

Forugh Farrokhzad 

Ein Vogel ist nur ein Vogel

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 (Übersetzt von Annemarie Schimmel)

Nur ein Vogel

Der Vogel sprach: „Was für ein Duft, welche Sonne – ah!
Der Frühling ist da,
und ich will gehen, einen Partner zu finden!“
Der Vogel flog von der Veranda,
flog wie eine Nachricht, flog fort.
Der Vogel war klein,
der Vogel dachte nicht nach,
der Vogel las keine Zeitung,
der Vogel war nicht verschuldet,
der Vogel kannte die Menschen nicht,
der Vogel flog in der Luft,
über der roten Ampel,
in der Höhe der Ahnungslosigkeit
suchte er wie verrückt 

Ralf Schauerhammer

Kız kulesi

Es sitzen drei Vögel in Trauer,
wie Schemen, wie Schatten, wie Traum,
im Moos auf der Friedhofsmauer,
du hörest ihr Klagelied kaum.
 
Die Taube, die saß auf dem Steine,
die Lerche, sie saß nah dabei,
der Falke saß abseits alleine,
als ob er ein Fremdling ihr sei.
 
Die Taube betrauert den Jüngling,
der liebte ein Mädchen so sehr,
wie Lerchengesänge im Frühling,
und sie liebte ihn noch viel mehr.
 
Der Vater, erzürnt ob der Schande,
der schlug seine Tochter und sprach:
„Dein Bruder zieht jetzt in die Lande
und rächt die Familienschmach!“
 
Als dieser den Jüngling erschlagen,
da klagte die Lerche so bang.
Das Mädchen mit Weinen und Klagen
vom Felsen dem Liebsten nachsprang.
 
Der Bruder, er wurde gefangen,
gebracht ins Gefängnis hinein,
dort hat er sich aufgehangen.
Er wurde so traurig allein.
 
Zur Schwester wollte er gehen,
wo sie mit dem Jüngling nun weilt,
und bitten, sie soll ihn verstehen.
Der Falke sitzt abseits und weint.
 
Es sitzen drei Vögel in Trauer,
wie Schatten aus finsterer Zeit,
im Moos auf der Friedhofsmauer.
Zwei Mütter tragen ihr Leid.
 
Dieses Gedicht ist ein Versuch einer deutsch-türkischen „poetischen Berührung“.
Der Kız kulesi (Mädchenturm) befindet sich im Bosporus, um ihn rankt sich in der Türkei ein rührendes Märchen von einem Vater, der seine Tochter vergeblich versucht zu schützen, indem er sie in dem Turm verwahrt.
Die deutsche Bezeichnung Leanderturm erinnert an die Antike Fabel von Hero und Leander, die dem bekannten Volklied „Es waren zwei Königskinder“ zugrunde liegt.
© Ralf Schauerhammer

(Çevirmen Senail Özkan)

Kız kulesi

Üç kuş konmuş, matem içinde
Hayalet gibi, gölge gibi, rüya gibi,
Kabristan duvarı yosunlarına,
Güç belâ duyulur acı şarkıları.
 
Biri kumru, taşın üzerine konmuş,
Hemen yanına bir toygar oturmuş
Az ötesineyse bir şahin tünemiş;
Sanki yanlarında yabancı bir kuş.
 
Kumru mateminde delikanlının,
Genç karasevdalısıydı bir kızın,
Sanki toygar ötüyordu baharda,
Öylesine karasevdalısıydı o kızın.
 
Namus endişesiyle çileden çıkmış baba
Kızını dövdü öfkeyle ve buyurdu ki;
“Kardeşin gidip şimdi o topraklara
Alacak öcünü, kurtaracak zilletten aileyi!”
 
O, delikanlıyı vurup öldürdüğünde,
Şakıdı tarla kuşu şekvasını korkuyla.
Ve ağlayarak ah-u vâh ile ardından
Sevgilisinin kız attı kendini kayadan.
 
Kardeş yakalandı, esir düştü orada
Zavallı getirilip atıldı zindana
Orada astı kendini pür keder.
Öylesine yalnız ve mükedder.
 
Oysa gitmek istiyordu kız kardeşe,
Delikanlıyla birlikte oldukları yere
Rica etmek istiyordu genci anlaması için
Yan tarafa konmuş ve ağlamakta şahin.
 
Matem içerisinde üç kuştular,
Sanki zulmet çağından ruhtular,
Yosunlu kabristan duvarına konmuştular.
Şimdi iki anne çekmekte dert-i kederlerini.
 

Ralf Schauerhammer

Weiße Wolke

Und auf dem See
schwimmt, weiß wie Schnee,
die Wolke, tief im Blau,
als möchte sie herniedersinken
und sanft in diesem See ertrinken,
in tiefem Blau.
Sie weiß, sie würde von den Winden
erlöst dort endlich Ruhe finden,
im tiefen Blau.
Und was ich fühle, was mich treibt,
und was ich bin, was von mir bleibt,
weiß sie genau.

(Übersetzung: Senail Özkan)

Beyaz Bulut

Beyaz Bulut   
Göl üzerinde
Yüzmekte
Kar beyazı bir bulut
Derin mavilikte
Sanki alçaklara inmek ve sakince
Boğulmak niyetindeydi bu gölde,
Derin mavilikte.
Biliyor ki, rüzgârlardan kurtulacaktı,
Orada nihayet huzur bulacaktı,
Derin mavilikte.
Ve ne hissettiğimi, neyin harekete geçirdiğini beni,
Ve ne olduğumu, benden geriye ne kaldığını,
Pekâlâ biliyor.

Ralf Schauerhammer

Verschleierung

Zwei Augen ohne Körper und Gesicht,
sie wandern schweigend auf und ab im Haus,
gespenstisch wie ein Schemen sehn sie aus
und huschen schüchtern durch das Dämmerlicht.
 
Der Körper wurde nur geschlagen und
missbraucht, drum ging er mit der Weile fort,
und das Gesicht hat sich zerweint, und dort
wo Liebe war, liegt eine Seele wund.
 
Doch manchmal hüllen sich die Augen in
ein schwarzes Tuch mit einem Schlitz darin,
das schwer und sittsam bis zum Boden fällt,
 
um montagmittags in die Stadt zu gehen.
Und jeder, der es sieht, kann etwas sehen,
was man für eine Frau in Burka hält.

(Türkçesi Senail Özkan)

Burka 

İki göz gövde ve yüz olmaksızın,
Sessizce dolaşıyor evde aşığı yukarı
Hayalet halinde, sanki bir karartı
Kaçar alaca karanlıkta utangaç ansızın.
 
Vücut sadece dövülmüş ve taciz edilmiş
O yüzden kısa bir süre devam etti
Yüzü gözyaşlarına batmış orada şimdi,
Aşkın olduğu yerde, yaralı bir ruh kalmış.
 
Fakat gözler gizliyor kendini bazen de
Üzerinde yarık olan kara bir çarşaf içinde
Yerlere kadar inen ağır, yekpare bir çarşaf,
 
Pazartesi öğleyin şehre gitmek için.
Onu gören herkes görebilir bir şeyler,
Burka içinde onu bir kadın zanneder.
 
 

Ralf Schauerhammer

Paradise Lost

Lange schon ist sie dahin, die herrliche Zeit, als den Menschen
Feuersamen von Gott Lachen und Denken beschied.
Jeder Ursünde frei, erkannten die Menschen das Wesen
Gottes und seiner Welt, waren als Schöpfer ihm gleich.
Menschen leuchteten hell durch des Feuersamens Erkenntnis.
Ursprung zwar war der Gott, aber nicht Schöpfer allein.
Gott erließ kein Verbot, vom Baum der Erkenntnis zu essen.
Göttergleich schuf sich der Mensch denkend und lachend die Welt.
 
Aber dahin ist das Glück, das Zoroaster vertilgte.
Gott, der EINE allein, schuf nun alleine das All,
herrschend und zürnend dem, der seine Allmacht negierte 
oder frevelnd vom Baum Frucht der Erkenntnis genoss.
Einsam zum ersten Mal war Gott in der eigenen Schöpfung.
Einsam auch blickte der Mensch furchtsam zum Himmel empor.
Freudelos sonderte nun das Denken vom Glauben sich ab.
"Cogito ergo sum" wurde zum Segen und Fluch.
 
Segensreich wirkte der Satz, weil Aberglauben er bannte,
Dogmen in Schranken verwies, Fesseln des Irrtums zerriss.
Fluch ward er dennoch zugleich, da er Glauben als Nichtwissen abtut.
Hochmütig machte der Mensch Denken zum Maßstab allein,
blind für die Harmonie, die freudig den Kosmos begeistert,
findet sein Denken nur eine entgeisterte Welt.
"Ich flog zum Weltraum empor, doch Gott bin ich dort nicht begegnet",
sagte Gagarin stolz, wissenschaftsgläubig der Welt.
 
Sehnsuchtsvoll strebt nun mein Herz, den Feuersamen zu finden.
Schuldig, freudlos und schlecht fühlt sich im Dunkel der Mensch.
 
 
P.S.: Dieses Gedicht ist gewidmet Manuchehr Jamali und Gita Yegane Aran-May, der Autoren einer herrlichen Studie über die Ursprünge der persischen Kultur mit dem Titel "Das Denken beginnt mit dem Lachen".
 
Das Thema habe ich übrigens vor einiger Zeit schon einmal darzustellen versucht, und zwar in meinem Gedicht "Sündenfall" "http://www.musengarten.com/t5796f70-Suendenfall.html".
 
P.P.S: Mein Poesiefreund Senail Özkan, der gerade Goethes "Faust" ins Türkische übertragen hat, arbeitet inzwischen an der Übersetzung von Nietzsches "Also sprach Zarathustra", weshalb ich annahm, dass ihn meine Elegie interessiert. Es hat ihm so gefallen, dass er es sofort ins Türkische übersetzte, was für mich eine große Ehre und Freude ist.
© Ralf Schauerhammer

(Türkçesi: Senail Özkan)

Kaybolan Cennet 

Artık çoktan akıp gitti, o harika zaman, bahşedildiğinde
İnsanlara Tanrının ateş tohumu gülme ve düşünme.
Her aslî günahtan arınmış olarak, anladı insanlar mahiyetini
Tanrının ve onun dünyasının, yaratıcı olarak ona eştiler.
Bilginin ateş tohumuyla parlak ışıklar saçıyordu insanlar.
Gerçi kaynak Tanrıydı, ama artık tek başına yaratıcı değildi.
Yasak koymadı Tanrı, bilgi ağacından yemeye.
Tanrılar misali yarattı insan dünyayı düşünerek ve gülerek.
  
Ama Zerdüşt’ü mahveden mutluluk geçip gitti.
O bir tek Tanrı yalnız, şimdi bütün âlemi yarattı,
hükmeder, gazap eder mutlak kudretini inkâr edene
yahut günahkârca bilgi ağacının meyvesinden yiyene.
Yalnızdı ilk defa Tanrı kendi halk ettiği âlemde.
tek başına bakmaktaydı insan da gökyüzüne korkuyla.
Neşesiz bir halde ayrılmaktaydı artık düşünce inançtan.
"Cogito ergo sum" hem rahmet hem de lânet oldu.
 
Hayırlı bir etkisi oldu bu cümlenin, çünkü hurafeyi yıktı,
Doğmalara sınırlarını gösterdi, yanılgının zincirlerini kırdı.
Yine de lanet oldu aynı anda, zira reddetti inancı bilgisizlik olarak.
Mütekebbirce tek başına düşünceyi ölçü yaptı insan,
Kozmosu neşeyle büyüleyen harmoniyi görmüyordu,
Düşüncesi onun ancak şaşkın bir dünya buldu.
“Ben uzaya uçtum, ama orada rastlamadım Tanrıya”,
Dedi mağrurca Gagarin, bilime inanmış olarak dünyaya
 
Hasretle can atıyor şimdi kalbim, ateş tohumunu bulmaya.
Suçlu, neşesiz ve kötü hisseder kendini insan karanlıkta.
 
 
P.S.: Bu şiir, Fars kültürünün kökeni üzerine “Düşünce gülmekle başlar” başlıklı harikulâde araştırmanın yazarları Manuchehr Jamali ve Gita Yegane Aran-May’a ithaf edilmiştir.
Senail Özkan
 

Ralf Schauerhammer

Orpheus in der Unterwelt

(nach einem Fragment Schillers)
 
"Charon, lenke deine Fähre
durch des Totenflusses Schlund;
deinen Dienst mir nicht verwehre,
nimm den Lohn aus meinem Mund.
In den Hades muss ich gehen,
muss Euridyke dort sehen."
 
"Orpheus, dort im Schattenreiche
kennt man nicht die Kraft der Lieder.
Vor der Todesschwelle weiche!
Keiner kehrt vom Hades wieder
in des Lebens Licht zurück –
nicht durch Taten, nicht durch Glück."
 
Orpheus schlug die goldne Leier,
schilderte mit Trauerklange,
wie sie, fliehend vor dem Freier,
trat auf jene gift'ge Schlange.
"Ach, sie musste grausam sterben,
durch des lüst'ren Gottes Werben!"
 
Charon bindet los den Nachen,
rudert schweigend durch die Wellen,
rudert in der Hölle Rachen.
Kerberos mit grimmem Bellen
tobt und geifert, fletscht und springt.
Orpheus geht vorbei und singt.
 
Und es klingt sein helles Singen
vorwärts in die graue Leere,
ohne Wirkung zu vollbringen,
ohne Echo, wie am Meere
kraftlos jeder Ton verweht
und im Rauschen untergeht.
 
Lauter schlägt er nur die Saiten,
schöner malt er Melodien,
noch entschloss'ner wird sein Schreiten
zu dem styg'schen Throne hin.
Ernst, mit hocherhob'nem Blick
füllt den Raum er mit Musik.
 
Aus den Winkeln, aus den Ecken
lugen Larven scheu hervor,
staunend, zweifelnd, mit Erschrecken.
Welcher Klang durchdringt das Ohr?
Bringt zurück vergess’ne Zeit,
weckt was, ach, so weit, so weit! –
 
Überall entsteht Bewegung,
Schatten seufzen, flattern, schwirren,
bald ist überall Erregung,
kaltes Schnarren, Zischen, Klirren:
"Er will uns die Ruhe stören!"
"Ha, er wagt, uns zu betören!"
 
Orpheus mutig weiterschreitet.
Geister drohend ihn umringen;
doch von Zauberhand geleitet,
weichen sie vor seinem Singen,
bilden eine freie Bahn
bis zu Hades' Thron hinan.
 
Hades sieht auf Orpheus nieder,
spricht mit kalten Herrscheraugen:
"Spare deine Klagelieder,
die im Schattenreich nichts taugen!
Kannst den Tod nicht übertönen
wie am Meer einst die Sirenen.
 
Meiner höchsten Macht muss weichen,
was dem Erdenschoß entspringt,
Tiere, Menschen, deinesgleichen,
alles vor mir niedersinkt!
Orpheus! Höre mein Gebot:
Preise meine Macht – den Tod!"
 
"Nicht dem Tode sing' ich Lieder,
singen will ich nur dem Leben.
Meine Gattin gib mir wieder,
meiner Gattin gib das Leben!"
Orpheus schließt die Augen, singt,
was ihm in der Seele klingt.
 
"Singen will ich nur dem Leben,
nur der Sonne will ich singen,
will zum Licht das Auge heben
will mich über Wolken schwingen,
will in buntem Farbgewimmel
mich im Tau der Blüten brechen,
blitzen will ich hoch im Himmel,
mächtig wie der Donner sprechen;
will lebendig überschauen
Tal und Berge, Fluss und Auen,
will umschließen um mich her
allumfassend, wie ein Meer."
 
Staunend stehen alle Manen,
sie verspüren das Bedeuten,
sie ergreift ein fernes Ahnen
längst vergess'ner Lebensfreuden.
Orpheus schließt die Augen, singt,
was ihm in der Seele klingt.
 
"Ich preise dich, du schöner Schall,
das Echo, das der Berg mir bringt,
den Jubel, den die Lerche singt,
das sanfte Rauschen überall.
 
Ich preis' die heil'ge Melodie,
die aus dem reinen Busen quillt,
das Herz erregt, die Sinne stillt,
dich Seelenknospe Phantasie!
 
Oh Melodie! Oh süßer Schall!
Wie macht ihr diese Welt so reich,
lebendig klingend, niemals gleich,
im Kleinsten stets ein ganzes All." –
 
Alle Geister sinnend stehen,
fühlen trauernd mit dem Gatten.
Selbst die Furien vergehen
nur zu ahnungsvollen Schatten.
Orpheus schließt die Augen, singt,
was ihm in der Seele klingt.
 
"Des Frühlings tändelnde, spielende Triebe
umtummeln die Blüte in trunkener Lust.
Des Sommers Erwärmen bekräftigt die Liebe,
den Samen erziehend in fühlender Brust,
um bald in des Herbstes farbigem Reigen
der Liebe lebendige Früchte zu zeigen.
 
Oh, lasst meine Gattin, die liebliche Blüte,
im Frühling gerissen zum Hades hinab,
oh lasse, wie sommerlich wärmende Güte,
sie huldreich entsteigen dem finsteren Grab,
lass wachsen und reifen uns Früchte und Glück,
dann kommen wir gerne gemeinsam zurück." –
 
Seht, Persephone, sie weint,
fleht zu ihrem finstern Gatten,
dass die beiden er vereint
freigibt, aus dem Reich der Schatten!
Orpheus schließt die Augen, singt,
was ihm in der Seele klingt.
 
"Die Hoffnung durchweht selbst Wüste und Stein
sie findet den glimmenden Kern
und haucht ihm neues Leben ein,
und weist auf den schönsten Stern allein,
damit der glimmende Funken erkennt,
wie groß das kleinste Licht doch brennt.
 
In Schönheit erzeugt die Liebe ein Lied,
eröffnet die ehrliche Brust,
bewirkt, dass ohne Unterschied
bald alles nach Herzenslust erblüht,
und selbst zu Schatten in ewiger Nacht
hat Rührung sie und Freude gebracht."
 
Verwundert spricht der Herr der Schatten:
"Du wagst es, solch ein Lied zu singen,
von Liebe zu dem treuen Gatten!
Du wagst des Todes Macht zu zwingen!" –
Dann schickt er schnell den Sänger fort
und spricht das düstre Richterwort:
 
"Selbst Schatten rührten deine Lieder.
Es sei gewährt die kühne Bitte.
Ich gebe dir die Gattin wieder.
Sie folge schweigend deinem Schritte;
doch wendest du dich um nach ihr,
bleibt sie für alle Zeiten hier!"
 
 
Das Fragment von Friedrich Schiller
Orpheus in der Unterwelt
 
Gedräng im Orkus, Bewegung, Saitenklang durch das stille Reich.
 
Orpheus mit der Leier, auf ihn eindrängende Larven, Er immer vorwärts schreitend und mit dem Klang der Saiten sie von sich wehrend. Die Töne der Leier bilden einen Lebenskreis um ihn her, dass er, ein Lebendiger, jugendlich Blühender, ungefährdet durch die Schatten geht, obgleich immer von neuen Scheusalen bedroht. So gelangt er, unter Begleitung zahlloser Schatten, ein mächtig Schreitender, bis zum Thron des stygischen Königs. Erstaunlich, allgemeines über das Abenteuer.
 
Beschreibung des Lokals; alles geisterhaft, gierig, farb- und gestaltlos.
 
Er redet den Schattenbeherrscher an und fordert seine Gattin zurück: "Nimm das Alter, aber schone die Jugend" etc. Eindruck seiner Rede, Gebärdung der Schatten, Macht der Leier.
 
Antwort des Schattenbeherrschers, dass Orpheus seine Macht besingen soll.
 
Orpheus weigert sich, den Tod zu singen, aber dem Leben stimmt er jetzt ein Lied an. – Der Hymnus auf das Leben, in der Hölle gesungen, vor Toten und Geistern: 1. Das Licht, die Farbe, die Wärme, die Gestalt, die Fülle, die Schönheit. Meer und Land. – Erstaunen der Manen. 2. Der Schall, die Stimme, die Melodie, die Leidenschaft. Refrain. 3. Der Genuss: Leben, Lieben, Beleben! 

(Türkçesi: Senail Özkan)

Orfe Yeraltı Dünyasında

(Schiller’in bir fragmanına göre)
 
Charon, teknenin dümenini
Ölüler nehrinin boğazına kır;
Reddetme bana hizmetini,
Al ödülün dudağımdadır.
Mecburum Hades’e gitmeye,
Orda Euridyke'yi görmeye.
 
“Orfe, orda ölüler âleminde
Bilmezler lirinin kudretini.
Kaç, durma ölüm eşiği önünde!
Kimse dönmez Hades’ten geri
Tekrar hayatın aydınlığına
Ne yapılan işlerle, ne şansla.”
 
Orfe, aldı altın lirini, çaldı,
Tasvir etti matem sedalarıyla,
Kaçarken taliplisinden, nasıl bastı
Euridyke zehirli bir yılana.
“Ah, o acımasızca ölmek zorunda kaldı
Azgın bir tanrının talip olmasından dolayı!”
 
Charon çözer kayığının iplerini,
Çeker dalgalar arasından sessizce
Cehennem boğazına doğru kürekleri
Kerberos kızgın havlamalarıyla
Kudurur, akıtır salyalarını, diş gösterir, sıçrar,
Orfe yanından geçip gider, söyleyerek şarkılar
 
Ve onun berrak terennümleri oradan
Yankılanır külrengi boşluklar içinde
Herhangi bir etki yaratmadan,
Hiçbir yankı olmaksızın, sanki denizde
Her ses güçsüz sürüklenir uzaklara
Ve uğultular içinde kaybolup gider.
 
Daha sesli vuruyor tellere Orfe,
Gayet güzel nağmeler resmediyor,
Daha kararlı adımlarla gittikçe
Stygia tahtına doğru ilerliyor.
Cidden, mağrur bir bakışla
Dolduruyor mekânı müzikle.
 
Kurtçuklar köşeden - bucaktan
Çekinerek başlarını uzatıyor uzağa,
Şaşkın ve kararsızlar, korkudan.
Nasıl bir ses nüfuz etmekte kulağa?
Geri getir, nerde unutulan zamanlar,
Bir şey uyandır, ah, olabildiği kadar!
 
Hareket her yerde meydana gelir,
Gölgeler iç çeker, çırpınır, pır pır eder,
Birazdan heyecan her yerdedir
Soğuk horultular, tıslamalar, şakırtılar:
“O huzurumuzu bozmak ister!
“Ha, aklımızı çelmeye cüret eder!”
 
Orfe cesurca ilerlemeye devam eder.
Tehditkârca ruhlar çevresini kuşatır;
Büyüleyici bir elle bölünmüş meğer
Ve o, şarkı söylemeden önce yol verir,
Açık bir yol oluştururlar
Hades'teki taht’a kadar.
 
Hades tepeden bakar Orfe’ye,
Konuşur soğuk Hükümdar bakışıyla:
"Sen, Gölgeler âleminde,
İşe yaramayan ağıtlarını sakla!
Sesinle bastıramazsın ölümü sen
Sirenlerin denizde yaptığı gibi eskiden
 
Yüce gücüme baş eğmeli,
Toprağın rahminden çıkan ne varsa,
Hayvanlar, insanlar, benzerleri,
Hepsi diz çöksün huzurumda!
Orfe! Duy buyruğumu:
Öv gücümü - ölümü!"
 
"Şarkılar söylemem ölüme,
Türkü söylemek isterim hayata.
Geri ver bana karımı yine,
Geri ver hayatı karıma!”
Kapar gözlerini Orfe, şarkı söyler,
Sesler ki hep ruhundan akseder.
 
“Yalnız hayat için şarkı söylemek isterim,
Yalnız güneşe şarkı söylemek isterim,
Gözümü ışığa yükseltmek isterim
Bulutlar üzerinde salınmak isterim
Rengârenk bulutlar kümesinde
Çiçeklerin şebneminde perişan olmak
Gökyüzü derinliklerinde şimşek gibi çakmak
Tıpkı gök gürültüsü gibi kudretli konuşmak;
Görmek isterim her yanı
Vadi ve dağları, nehir ve çayırları,
Kuşatmak isterim etrafımdakileri,
Tıpkı her şeyi kuşatan deniz misali.”
 
Hayret verici duruyor bütün uyarılar
Hissediyorlar anlamını,
Çok uzak bir atayı rikkate getiriyorlar
Çoktandır unutulmuş yaşama sevincini.
Kapar gözlerini Orfe, şarkı söyler,
Sesler ki hep ruhundan akseder.
 
“Yüceltirim seni, ey güzel seda,
Ey dağın bana getirdiği yankı,
Çayırkuşunun söylediği neşe,
Ey her yerdeki çok hoş çağıltı.
 
Överim ben o ilahi melodiyi
O tertemiz sinenden fışkıran,
Kalbi titreten, hisleri yatıştıran,
Seni, ey ruh tomurcuğunun hayâli!
 
Ey melodi! Ey tatlı seda!
Nasıl da zenginleştirirsiniz bu dünyayı,
Asla tekdüze değil, yankılanarak capcanlı,
En küçük seste bütün bir evren daima.”
 
Bütün ruhlar dalgın duruyor,
Hissediyor matem tutarak eşiyle,
Hatta öfkeler bile geçip gidiyor
Yalnız uğursuz gölgeler âlemine.
Kapar gözlerini Orfe, şarkı söyler,
Sesler ki hep ruhundan akseder.
 
"Baharın oynaşan, oynayan sürgünleri
Zevkten sarhoş oynar çiçeğin etrafında.
Yazın sıcaklığı güçlendirir sevgiyi,
Tohumu besleyerek hisseden bir memede,
Ve yakında renkli danslarında sonbaharın
Canlı meyvelerini göstermek için aşkın.
 
Ah, bırakın karımı, o sevimli çiçeği,
İlkbaharda koparılan, Hades'e gitsin,
Ah bırakın o, yaz vâri içi ısıtan iyilikler gibi,
Lütufkârca karanlık mezardan çıkıversin,
Bırakın büyüyüp olgunlaşsın mutluluk ve meyve
O zaman tekrar geri geliriz birlikte seve seve.” --
 
Bakın, ağlıyor Persephone,
Yalvarıyor asık suratlı kocasına,
O ikisini birleştirsin diye
Kalmasınlar gölgeler dünyasında!
Kapar gözlerini Orfe, şarkı söyler,
Sesler ki hep ruhundan akseder.
 
"Umut içinden esiyor hatta çölün ve taşın
Bulup ulaşır için için yanan çekirdeğe
Ve ona bir soluk üfler yeni bir hayat için,
Ve ona en güzel yıldızı işaret eder sadece,
Böylece parıldayan kıvılcımı tanısın,
Anlasın ne büyük yandığını en küçük ışığın.
 
Aşk bir şarkı yaratır güzellikte,
Açar samimi olarak sinesini,
Fark gözetmeden buna etki eder de,
Gönlünüze göre çiçek açar her şey şimdi,
Ve hatta sonsuz gecede gölgelere dahi
Hem heyecan ve hem neşe getirdi.”
 
Şöyle der gölgelerin Efendisi hayretle:
"Sadık koca için böyle bir aşk şarkısı
Söylemeye cesaret ediyorsun böylelikle!
Göze aldın ölümün gücünü zorlamayı!” –
Sonra hızlıca uzaklaştırır şarkıcıyı
Ve söyler umutsuz yargı kararını:
 
"Gölgeleri bile rikkate getirdi şarkıların.
Cüretkâr rican kabul edildi.
Geri vereceğim karını, senindir karın.
Sessizce takip etsin senin peşini;
Ama ona bakmaya verirsen karar,
Burada kalacak o sonsuza kadar!”
  
Orfe yeraltı dünyasında – Schiller’in bir fragmanına göre
Yer altı dünyasında kalabalıklar, hareket, sessiz âlemde lirin sesi.
 
Orfe liriyle, üzerine üşüşen larvalar. O, daima ileri doğru yürür ve lirinin sesiyle savaşır onlarla. Lirin tonları, onun etrafında bir hayat alanı oluşturur; böylece o, canlı, gençliğe özgü gelişmişliğiyle, her ne kadar canavarlar tarafından tehdit edilse de, korkusuzca gölgeler âleminde yürür. Böylece, sayısız gölge eşliğinde, güçlü bir yürüyüşçü olarak, Stygian kralının tahtına ulaşır. Hayret vericidir, bu macera hakkındaki genel malumat.
 
Yerin tasviri; hepsi hayalet vâri, açgözlü, renksiz ve şekilsiz şeyler.
 
Orfe, gölgeler âleminin hükümdarına seslenir ve karısını geri ister: "Yaşlıyı al, ama gençliği bağışla" vs. Konuşmasının yarattığı intiba, gölgelerin hareket dili,
lirin gücü.
 
Gölgeler âleminin hükümdarı cevap verir: Orfe onun gücü hakkında şarkı söylemelidir.
 
Orfe ölümü terennüm etmeyi reddeder, ama şimdi hayata bir şarkı söyler. - Cehennemde ölülerin ve hayaletlerin önünde hayata dair söylenen ilahi: 1. Işık, renk, sıcaklık, şekil, dolgunluk, güzellik. Deniz ve kara. - Yelelerin şaşkınlığı. 2. Yankı, ses, melodi, tutku. Nakarat. 3. Zevk: Yaşamak, Sevmek ve Hayat vermek!

Ralf Schauerhammer

Nachtgebet

Wie mild der Abendwind die Zweige wiegt,
auf denen schon erahntes Dunkel liegt.
Wie schön die Sonne Abendwolken malt
und rotversunken noch vom Himmel strahlt.
Wie sanft mit einem Traum dein liebes Bild
des Tages sturmgepeitschte Wogen stillt.
Lass uns, wenn wir des Bechers Neige trinken,
so groß und schön wie diese Sonne sinken!

(Türkçesi: Senail Özkan)

Gece Duası

Sallamakta dalları akşam rüzgârı hafiften,
Çökmüş dallara sezinlenen karanlık zaten.
Pek güzel resmetmekte güneş akşam bulutlarını
Batmış kızıla hâlâ göndermekte gökten ışıklarını.
Nasıl da hafif, bir hülya ile senin o sevimli görüntün
Sakinleştirir fırtınanın dövdüğü dalgaları gündüzün
Bırak, şu kadehi sonuna kadar diklediğimizde,
lâ i vâlâ ile batalım bu güneş misali biz de.

Ralf Schauerhammer

Herbstzeitlose

Wieder küsse ich die blauen
Lippen in des Traumes Grund,
spüre deinen kühlen Mund;
abgrundtiefes, süßes Grauen
fasst mein Herz, das trauerwund
zuckt in des Erinnerns Klauen.
 

(Türkçesi: Senail Özkan)

Güz Çiğdemi

Yine öpüyorum
Mavi dudaklarını
Derinliğinde bir rüyanın
Hissediyorum körpe ağzını;
Dipsiz, tatlı bir dehşet
Kaplıyor kalbimi;
Kalbim ki,
Pırpır atar
Pençesinde hatıraların
Mâtem yarası.

Ralf Schauerhammer

Der Goldsucher

Aus vielen Schaufeln grauem Sand
wäscht er am Wasserlauf
ein kleines Körnchen Gold heraus;
das hebt er sorgsam auf.
 
Er schaufelt mühsam Tag für Tag
den schweren, grauen Sand,
nur hin und wieder bleibt ein Korn
aus Gold in seiner Hand.
 
Die Körnchen Gold, die hebt er auf,
und Sand und Müh' und Plage
vergisst er. Abends spricht er froh:
"Mein Schatz wächst alle Tage!"

(Türkçesi: Senail Özkan)

Altın Arayıcısı

Kürekler gri kumları,
Yıkar akarsuda onları
Ufacık bir altın çıkarır;
Titizce onu yerden alır.
 
Günbegün güçlükle kürek sallayarak
Atar ağır kurşunı kumları bir yana
Küçük bir parça altındır ancak
Elinde kalan ara sıra.
 
Bu bir parçacık altını saklar
Kum, zahmet ve eziyet
Bunları unutuverir elbet
Der ki: „Günbegün artmakta servetim!“

Ralf Schauerhammer

Dein Blick ist wie ein kühler See

Dein Blick ist wie ein kühler See,
doch kühlt er meine Schmerzen nicht.
Es brennt mein Herz, wenn ich dich seh.
 
Die Brust umschließt mein Liebesweh,
ein Feuer, welches nie erlischt.
Dein Blick ist wie ein kühler See.
 
Sogar die schönste Azalee
verblasst vor deinem Angesicht.
Es brennt mein Herz, wenn ich dich seh.
 
Du meine schöne Lilofee,
ich fürchte fast, du siehst mich nicht.
Dein Blick ist wie ein kühler See.
 
Ach, du geliebte Schattenfee,
was brach so früh dein Augenlicht?
Es brennt mein Herz, wenn ich dich seh.
 
Die Wangen zart wie neuer Schnee.
Der Tod brach deine Schönheit nicht.
Dein Blick ist wie ein kühler See.
Es brennt mein Herz, wenn ich dich seh.
 
P.S.: Diese Villanelle ist einige Jahre alt und wurde auch schon in türkischer Übersetzung von Senail Özlan veröffentlicht.

(Türkçesi: Senail Özkan)

BAKIŞIN SERİN BİR GÖL GİBİ (Villanelle)

Bakışın serin bir göl gibi,
Ama dindirmiyor benim acılarımı.
Kalbim yanıyor görünce seni.
 
Hiç sönmeyen bir yangın misali,
Sinemde saklıyorum karasevdamı,
Serin bir göl bakışın sanki.
 
En güzel açelya bile
Solar karşısında hüsnünün,
Kalbim yanıyor seni görünce.
 
Benim güzel deniz perim,
korkarım ki artık görmüyorsun beni.
Bakışın bir göl gibi serin.
 
Ey, benim hayâl perim,
Neden böyle erken gitti göz nurun?
Seni görünce yanıyor kalbim.
 
Yanakların narin taze kar misali.
Ölüm soldurmadı hüsnünü.
Bakışın hâlâ serin birg öl gibi,
Kalbim yanıyor görünce seni.

Ralf Schauerhammer

Bereit

Reich mir die Hand in dieser finstern Zeit
und hilf mir durch die Dunkelheit zu gehen,
und lass mich meine Endlichkeit verstehen.
Reich mir die Hand, ich bin dafür bereit.
 
Gib mir Geduld, was immer kommen mag,
das anzunehmen, was du mir erwählt,
es anzunehmen, bis es nicht mehr quält.
Gib mir Geduld zu warten auf den Tag.
 
Ich will mich dann an deiner Hand erheben
und nicht von deiner Seite will ich weichen
und freudig werd ich über Meere gehen.
 
Ich werde mit Geduld als Blinder sehen
und werde helfend meine Hände reichen.
Und freudig will ich deiner Liebe leben.

   

In der neuen Version ist das Wort "akzeptieren" ersetzt, die ursprüngliche Verison lautete:
 
Bereit
 
Reich mir die Hand in dieser finstern Zeit
und hilf mir durch die Dunkelheit zu gehen,
und lass mich meine Endlichkeit verstehen.
Reich mir die Hand, ich bin dafür bereit.
 
Gib mir Geduld, was immer kommen mag
zu akzeptieren, was du mir erwählt,
zu akzeptieren, bis es nicht mehr quält.
Gib mir Geduld zu warten auf den Tag.
 
Ich will mich dann an deiner Hand erheben
und nicht von deiner Seite will ich weichen
und freudig werd ich über Meere gehen.
 
Ich werde mit Geduld als Blinder sehen
und werde helfend meine Hände reichen.
Und freudig will ich deiner Liebe leben.
 
 
P.S.: Es ist mir eine Ehre, dass der Gelehrte Senil Özkan, unmittelbar nachdem er seine Übersetzung von Goethes Faust ins Türkische vollendet hatte, auch mein Sonett ins Türkische übertragen hat.
 
Und es ist mir eine zusätzliche Freude, dass nun die hervorragende Sängerin Yonca Cakar den Text für mich und alle Freunde der Poesie rezitiert hat.
© Ralf Schauerhammer

 

(Übertragung: Senail Özkan)  

DUA

Yardım et şu kasvetli dönemde bana
Yardım et geçeyim şu karanlıktan,
İzin ver faniliğimi anlayayım ben.
Yardım et bana, ben hazırım buna.
 
Her ne olursa olsun bana sabır ver,
Kabul etmem için, her ne ise takdirin,
Acı dininceye kadar kabul etmem için.
Sabır ver ki bekleyeyim o güne kadar.
 
Sonra dirilmek isterim senin elinde
İstemem ayrılmak yanından ben de
Ve neşeyle gideceğim denizler üzerinde
 
ma olarak sabırla göreceğim
Ve yardım elimi uzatacağım.
Aşkını neşeyle yaşamak isterim.
 
 

Ralf Schauerhammer

Amor fati

Wie kann ich frei sein, frei in allen Dingen,
wenn ich doch sterben muss? Ich will doch leben!
Wie kann der Tod dem Freisein mich entheben,
wo mir ein Gott versprach, mich nicht zu zwingen?
 
Wie kann das blinde Schicksal mich mit Schlingen
gefesselt führen, und mein freies Streben
negierend, mich in seine Netze weben,
mein Wollen brechen, lähmen meine Schwingen?
 
Trotz allem kann es meinem Geist gelingen,
nicht vor Naturgewalten zu erbeben.
Ich kann ganz frei das Müssen überschweben,
 
und was gefordert scheint, von selbst erbringen.
Anstatt gefesselt am Geschick zu kleben,  
kann ich dem Schicksal gern das Seine geben.

(Übertragung: Senail Özkan)  

Amor fati

Nasıl özgür olabilirim, özgür bütün her şeyde,
Eğer ölmek zorundaysam? Oysa yaşamak isterim!
Nasıl kastedebilir ölüm özgür olmama benim,
Beni zorlayacağını, bir Tanrı bana söz vermişse?
 
Nasıl kör kader beni ağına düşürebilir
Zincire vurulmuş halde ve özgür çabamı,
İnkâr ederek, nasıl beni ağlarına örebilir
Kırabilir irademi, felç edebilir kanatlarımı?
 
Her şeye rağmen muvaffak olur ruhum,
Titremez tabiatın vahşi güçleri önünde
Özgürce mecburiyeti aşmaya mecburum,
 
ve gerekli görünen şeyi kendim sağlayabilirim.
Zincire vurulmuş kadere bağlı kalmak yerine
Seve seve kaderin hakkını kadere verebilirim.

Friedrich Schiller

Der Handschuh

Vor seinem Löwengarten,
Das Kampfspiel zu erwarten,
Saß König Franz,
Und um ihn die Großen der Krone,
Und rings auf hohem Balkone
Die Damen in schönem Kranz.
 
Und wie er winkt mit dem Finger,
Auftut sich der weite Zwinger,
Und hinein mit bedächtigem Schritt
Ein Löwe tritt,
Und sieht sich stumm
Rings um,
Mit langem Gähnen,
Und schüttelt die Mähnen
Und streckt die Glieder
Und legt sich nieder.
 
Und der König winkt wieder,
Da öffnet sich behend
Ein zweites Tor,
Daraus rennt
Mit wildem Sprunge
Ein Tiger hervor.
Wie der den Löwen erschaut,
Brüllt er laut,
Schlägt mit dem Schweif
Einen furchtbaren Reif
Und recket die Zunge,
Und im Kreise scheu
Umgeht er den Leu
Grimmig schnurrend,
Drauf streckt er sich murrend
Zur Seite nieder.
 
Und der König winkt wieder,
Da speit das doppelt geöffnete Haus
Zwei Leoparden auf einmal aus.
Die stürzen mit mutiger Kampfbegier
Auf das Tigertier;
Das packt sie mit seinen grimmigen Tatzen,
Und der Leu mit Gebrüll
Richtet sich auf, da wird’s still,
Und herum im Kreis,
Von Mordsucht heiß,
Lagern sich die greulichen Katzen.
 
Da fällt von des Altans Rand
Ein Handschuh von schöner Hand
Zwischen den Tiger und den Leun
Mitten hinein.
 
Und zu Ritter Delorges spottender Weis
Wendet sich Fräulein Kunigund:
„Herr Ritter, ist Eure Lieb so heiß,
Wie Ihr mir’s schwört zu jeder Stund,
Ei, so hebt mir den Handschuh auf!“
 
Und der Ritter in schnellem Lauf
Steigt hinab in den Zwinger
Mit festem Schritte,
Und aus der Ungeheuer Mitte
Nimmt er den Handschuh mit keckem Finger.
 
Und mit Erstaunen und mit Grauen
Sehen’s die Ritter und Edelfrauen,
Und gelassen bringt er den Handschuh zurück.
Da schallt ihm sein Lob aus jedem Munde,
Aber mit zärtlichem Liebesblick -
Er verheißt ihm sein nahes Glück -
Empfängt ihn Fräulein Kunigunde.
Und er wirft ihr den Handschuh ins Gesicht:
„Den Dank, Dame, begehr ich nicht!“
Und verläßt sie zur selben Stunde.

(çev.: Burhanettin Batirnan, 1959)

Eldiven

Arslanların bahçesi önündeki alanda
Oynayacak oyunu görmek için şu anda,
Kıral oturuyordu.
Yanında ülkesinin büyükleri toplanmış,
Yükselen tribünler üstünde sıralanmış,
Bir demet çiçek gibi hanımlar duruyordu.
 
Kıral parmağıyla bir işaret yapar yapınaz,
Demirden, koskocaman kafes açılır biraz,
Düşünen adımlarla yavaş yavaş bir arslan,
Çıkar geniş kapıdan;
Etrafına baka baka canavar,
Koca ağzını açar,
Çıkarmadan sesini,
Sallayıp yelesini,
Gerinir, bir an durur,
Sonra yere oturur.
 
Kıral tekrar el vurur,
Çabucak açılan
Ikinci bir kapıdan,
Koca bir kaplan fırlar,
Azgın azgın dolanır,
Sıçrar, bakınır, hırlar;
Arslana çatar çatmaz,
Bağırır avaz avaz,
Kuyruğuyla bu sefer,
Korkunç bir halka çizer,
Dili ile yalanır,
Dolanır ürkek ürkek,
Yanaşmaz arslana pek,
Hır hır hırıldanarak,
Kinle mırıldanarak,
Yan gelip yere yatar.
 
Kıral el çirpar tekrar;
Şimdi ardına kadar açılan demir evden,
Meydana şimşek gibi iki pars fırlar birden;
Döğüşmek, parçalamak hırsıyla yan yana,
Saldırırlar kaplana;
Kaplan da pençesiyle korkunç bir hamle eder;
O zaman arslan birden kükreyerek dogrulur,
Meydan süt liman olur.
Dolanıp çepeçevre,
Gelip çökerler yere,
Öldürmek ateşiyle yanan korkunç kediler.
 
Bu ara ön balkonun kenarında bir yerden,
Genç ve güzel bir elin tuttuğu bir eldiven,
Düşüverdi arslanla kaplanın arasına,
Ikisi ortasına!
 
Matmazel Kunigunde şövalye Delorges'e
Dönerek alaylı bir bakışla dedi hemen:
"Sevginizi göstermek isterseniz herkese,
Şayet seviyorsanız beni eğer sahiden,
Gidip eldivenimi getirirsiniz mutlak!"
 
Bunu duyan şövalye yerinden fırlayarak,
Merdivenlerden inip korkunç alana daldı;
Sert, metin adımlarla
Yürüyüp hızlı hızlı, azgın canavarlarla
Dolu meydandan kızın eldivenini aldı.
 
Dehşetle, saşkın saşkın bakarken ona herkes,
Hiç aldırış etmeden yürüdü genç Delorges,
Götürüp vermek için eldiveni bir sözle.
Bravo sesleriyle gök çınladı o zaman;
Dilber Kunigund ise gülümseyen bir yüzle,
Karşılıyordu onu süzerek hayran hayran.
Fakat o eldiveni fırlatarak bu yüze:
"Matmazel ihtiyacım yok teşekkürünüze!"
Deyip yürüdü gitti, kızı terketti o an.