Poesie gegen Sprachlosigkeit

Poesie gegen Sprachlosigkeit

Rezitationsprojekt der Dichterpflänzchen
für an Demenz erkrankte Menschen
Zuhören ist eine Aktivität
An Demenz erkrankte Menschen verlieren früher oder später ihre Kommunikationsfähigkeit. Die Gründe hierfür sind physischer und psychischer Natur. Aktivierungsmethoden der an Demenz erkrankten Menschen nehmen neben der medikamentösen Behandlung einen großen Raum in der Betreuung ein.
Mehrere Studien der letzten Jahre weisen darauf hin, dass Zuhören eine Aktivität ist. Eine Aktivität, die im Gehirn stattfindet. Dabei werden nicht nur Erinnerungen hervorgerufen, sondern vor allem die Fähigkeit des Sprachwissens und des Sprechens angeregt. Es werden Benennungsstörungen und auch Wortfindungsstörungen gemildert, Sprechvermögen, Mitteilungsbereitschaft und Selbstwertgefühl werden gefördert.
Das alles trägt dazu bei, die Vereinsamung so lange wie möglich hinauszuzögern.

Gedichte besonders geeignet
Besonders wirkungsvoll ist das Hören von gebundener Sprache, wie sie in Gedichten und klassischen Texten vorliegt. Der Duktus, die Melodie, der Sprachrhythmus, all das sind spezifische sprachliche Eigenheiten, die das Spracherinnern unterstützen und das Sprechen fördern.
Aus diesen Gründen haben die Dichterpflänzchen, die bereits viele Jahre für Senioren rezitieren, sich dazu entschlossen, Poesie für an Demenz erkrankte Senioren anzubieten.

Projekterfahrungen
Bereits vor 4 Jahren rezitierten die „Dichterpflänzchen“ über eine Zeitspanne von 3 Monaten zweimal monatlich zur gleichen Zeit in einem Seniorenwohnheim in Wiesbaden. Anwesend war immer das ausgebildete Fachpersonal des Hauses. Der Kreis der Zuhörer wuchs im Verlauf des Projektes von 8 auf 14 Personen an. Die Konzentrationsphase wurde von 30 Minuten auf 60 Minuten ausgedehnt, die Lebendigkeit der Beteiligten nahm zu, bei einigen „stummen“ Senioren wurde die Sprachlosigkeit sogar durchbrochen.
(Das betreuende Personal äußerte sich beispielsweise so: „Die Dame habe ich ja noch nie lachen gehört! Oder: „Der Herr hat zum ersten Mal einen sprachlichen Beitrag geliefert.“)

Rezitationsmethodik
Die Poesiestunde beginnt immer mit dem gleichen Gedicht. Das gehört ebenso zum Ritual wie die namentliche Begrüßung der Zuhörer, die sich am Tisch nach und nach einfinden. Die Rezitationen enden immer mit einem vorher angekündigten und jedesmal gleichbleibenden letzten Beitrag, dem Dank an die Anwesenden und dem Wunsch, sie gesund wiederzusehen.

Der Vortrag der Gedichte wird gelegentlich unterbrochen, um im Gespräch herauszufinden, welche Gedichte im Kreis bekannt sind. Dies erleichtert das Zuhören, weckt Erinnerungen und soll letztendlich auch zum Mitsprechen anregen.

Die Dichterpflänzchen wurden durch folgende Veröffentlichungen zu diesem Projekt angeregt: „Sprache und Demenz – Diagnose und Therapie aus psychiatrischer und logopädischer Sicht“ von Hans Gutzmann und Thomas Brauer und „ASTRAIN – Das Alzheimer Sprach-Training“ von Prof. Gerhard Köpf. Beratung erfahren die Dichterpflänzchen durch ihr Vorstandsmitglied Frau Gabriele Liebig, die als Akademische Sprachtherapeutin, B.Sc. dieses Projekt begleitet.

Interesse?
Falls Sie Interesse an diesem Projekt haben oder überlegen, diese Aktivität in den Betreuungsplan ihres Hauses aufzunehmen, dann setzen Sie sich bitte mit den Dichterpflänzchen in Verbindung.


Dichterpflänzchen e.V. Lutz Schauerhammer - Rüdesheimer Str. 28 - 65197 Wiesbaden
0611 / 801514 – lutz.schauerhammer@t-online.de – www.dichterpflaenzchen.com