Sehnsuchtsland Italien – Eine poetische Reise nach Italien

Sehnsuchtsland Italien


Eine poetische Reise nach Italien

Sonntag, 8. Juni 2014, um 19:00 Uhr

Mundus Residenz Mainz
Große Bleiche 44, 55116 Mainz


Die poetische Reise beginnt in Sizilien, in der Dichterschule von Friedrich II. in der das Sonett erfunden wurde. Ein nächster Besuch gilt Dante Alighieri und Francesco Petrarca, die diese Dichtertradition in der Renaissance fortsetzen.

Petrarca Sonett in einer Übersetzungen von Martin Opitz
Ist Liebe lauter nichts, wie, dass sie mich entzündet?
Ist sie dann gleichwohl was, wem ist ihr Tun bewusst?
Ist sie auch recht und gut, wie bringt sie böse Lust?
Ist sie nicht gut, wie, daß man Freud aus ihr empfindet?

Lieb ich gar williglich, wie, daß ich Schmerzen trage?
Muss ich es tun, was hilfts, daß ich solch Trauern führ?
Tu ichs nicht gern, wer ists, der es befiehlet mir?
Tu ich es gern, warum, dass ich mich dann beklage?

Ich wanke wie das Gras, so von den kühlen Winden
Um Vesperzeit bald hin geneiget wird, bald her.
Ich walle wie ein Schiff, das in dem wilden Meer,

Von Wellen ungejagt, nicht kann zu Rande finden.
Ich weiß nicht, was ich will, ich will nicht, was ich weiß,
Im Sommer ist mir kalt, im Winter ist mir heiß.


Viele deutsche Dichter, darunter auch Johann Wolfgange Goethe, begegnen uns auf der Suche nach den klassischen Idealen.

Johann Wolfgang Goethe
Mignon

Kennst du das Land, wo die Citronen blühn,
Im dunkeln Laub die Gold-Orangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht,
Kennst du es wohl?
Dahin! Dahin
Möcht’ ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn.

Kennst du das Haus? Auf Säulen ruht sein Dach,
Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach,
Und Marmorbilder stehn und sehn mich an:
Was hat man dir, du armes Kind, gethan?
Kennst du es wohl?
Dahin! Dahin
Möcht’ ich mit dir, o mein Beschützer, ziehn.

Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg?
Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg;
In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut;
Es stürzt der Fels und über ihn die Flut,
Kennst du ihn wohl?
Dahin! Dahin
Geht unser Weg! o Vater, laß uns ziehn!


Die reisenden Poeten verarbeiteten gern ihre Eindrücke aus dem heiteren Süden in Gedichten für den kalten Norden. Einen besonderen Zauber bieten die Lieder, die in italienischer Sprache gesungen, in das Land entführen, wo die Zitronen blühen.

Conrad Ferdinand Meyer
Der römische Brunnen

Aufsteigend der Strahl, und fallend gießt
Er voll der Marmorschale Rund,
die, sich verschleiernd, überfließt
in einer zweiten Schale Grund;
die zweite gibt, sie wird zu reich,
der dritten wallend ihre Flut,
und jede nimmt und gibt zugleich
und strömt und ruht.

Gedichte, Briefe und Reisebilder werden von Mitgliedern des Poesievereins Dichterpflänzchen vorgestellt, für die musikalischen Beiträge konnten Jürgen Schmidt (Klavier), Clara Holzapfel (Violine) und Peter Fuchs (Tenor) gewonnen werden.

Die Dichterpflänzchen wünschen Ihnen hierzu:
Viel Vergnügen! - Buon divertimento!