Poetische Berührung

3. Türkisch-deutsches Poesiefestival der Dichterpflänzchen

Eine Zusammenfassung von Lutz Schauerhammer
Nun ist es vorüber, dass aufregende 3. Türkisch-deutsche Poesiefestival in Wiesbaden. Ich möchte allen, die mitgewirkt haben, die sich gekümmert haben und die im Vorfeld mithalfen, ganz, ganz herzlich danken! Jeder, der involviert war, hat zum Gelingen des Poesiefestes beigetragen.

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Hier ein kurze Zusammenfassung von dem, was sich zwischen dem 12. September und dem 16. September 2014 ereignet hat.

Ankunft und geselliges Zusammensein
Am Freitag, den 12.09. landeten unsere vier Gäste und Mitwirkenden im Poesieprojekt İn Frankfurt. Die Dichterpflänzchen Hartmut und Lutz in Begleitung von Nedret Altintop-Nelson (2. Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Wiesbaden-Istanbul/Fatih) empfingen Mert Ertüre, Aysen Inci, Betül Arim und Nilüfer Türütgen am Flughafen.
Wir fuhren mit den Gästen ins Hotel Achat, mitten in Wiesbaden. Nachdem alle ihr Zimmer bezogen hatten ging es zu einem privaten Abendessen, das Martha Schauerhammer vorbereitet hatte.
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Nun saßen wir erstmals zusammen um den Tisch herum. Hartmut, Gabriele Liebig(sie war inzwischen aus Ingelheim zu uns gestoßen), Martha, Lutz, Mert, Aysen, Betül und Nilüfer. Begrüßungen, Geschenkeaustausch, Kennenlernen, Essen, Trinken, Plaudern, ab und zu eine Zigarette (oder ein Zigarillo) auf dem Balkon, Trinksprüche, Programmdiskussionen, alles gut gemischt, wunderbar!
Um 00:30 Uhr fuhr Hartmut die Gäste zum Hotel zurück.

Villa Clemntine “800 Jahre türkische Poesie”
Der Samstag, der 13.09. begann für die Gäste mit eine Morgenspaziergang zum Kurhaus, den Nedret, die türkisch und deutsch fließen spricht, übernahm. Sie kümmerte sich fast jeden Tag rührend um die Freizeitgestaltung. Gegen 12:30 Uhr trafen wir uns dann alle auf dem Schlossplatz. Hier fand das Internationale Sommerfest statt, welches alljährlich vom Ausländerbeirat der Stadt Wiesbaden ausgerichtet wird. Treffpunkt war der Info-Stand des Partnerschaftsvereins. Es kam zu einem Auflauf, als wir unser Banner ausspannten, alle wollten sich dahinter zweigen. So posierte Herr Roth (SPD), Herr OB Sven Gerich, mehrer Herren des Partnerschaftsvereins, Herr Ceyhun (ein türkischer Networker in Brüssel), und auch die Mitwirkenden des Poesieprojektes hinter dem Spruchbanner.
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Nach einer Kaffeepause trafen wir alle um 17:00 Uhr zur Probe in der Villa Clementine (Literaturhaus) ein. Die Probe verlief normal chaotisch. Nachdem einige Zuordnungsprobleme und Übersetzungsfehler geklärt waren, endlich auch die Musiker (Benyonca) Yonca und Benny dazukamen und ein kompletter Ablauf geübt war, kamen auch schon die ersten Zuhörer.
Um 19:30 Uhr ging's dann los mit einer poetischen Reise durch "800 türkische Poesie". Die Villa war rappelvoll, der Raum fasst 60 Personen, es kamen 70-75, denn im Nebenraum wurden zusätzlich Stühle gestellt. - Am Ende langer Applaus, bei der musikalischen Zugabe führte Betül den Tanzreigen mit einigen Zuhörern durch den Saal an - unglaublich. Als sich dann wieder alle beruhigt hatten, wollten sich die türkischen Zuhörer zusammen mit den Schauspielerinnen fotografieren lassen, ein separate Show, die beiden (Aysen Inci und Betül Arim) sind doch recht bekannt durch ihre TV-Auftritte und TV-Serien. Bei einem Gläschen im Bistro des Restaurant Ente an der Wilhelmstraße klang der erste Arbeitstag aus.
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Empfang im Rathaus und Einladung zum Abendessen
Wie am Sonntag, den 14.09.14 der Vormittag verging, weiß ich schon nicht mehr. Doch, jetzt fällt es mir wieder ein, Projektbanner ins Rathaus bringen, türkisches Gebäck in der Bäckerei Harput kaufen und ins Rathaus bringen.
Gegen 14:00 Uhr trafen sich die Projektmitglieder, Sponsoren und Gäste vor dem Rathaus der Landeshauptstadt Wiesbaden. Am Schlossplatz fand gerade die Oldtimer-Parade statt.
Um 14:30 hatte Herr Oberbürgermeister Sven Gerich zum Empfang geladen.
Das war uns noch nie passiert. Wir saßen nun im großen Saal und der OB, Schirmherr des 3. Türkisch-deutschen Poesiefestivals, begrüßte uns mit einer Rede, die mit einem Goethe Gedicht begann (...Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen...). Danach sprach Herr Generalkonsul Ufuk Ekici, ebenfalls Schirmherr des Poesieprojektes. Dann übermittelte Nilüfer Türütgen die Grußworte des Bürgermeisters von Istanbul/Fatih Mustafa Demir vor und anschließend hielt ich meine Rede, die kurz geplant jedoch immer länger wurde. Dann gab es einen großen gegenseitigen Geschenkeaustausch und ein Abschlussbild hinter dem Projektbanner. Bis gegen 16:00h verblieben die Sponsoren, Gäste, Mitwirkenden plaudernd bei Getränken und türkischem Gebäck im Saal.
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Mert Ertüre hatte ca. 17 Kilo Geschenke in Instanbul organisiert, für jeden
etwas. Für für alle Sponsoren und Unterstützer, für OB Sven Gerich, den Generalkonsul der Republik Türkei, den Kulturattaché der Republick Türkei, den Ausländerbeirat der Stadt, die Druckerei Dinges & Frick und den Partnerschaftsverein, gab es zur Erinnerung eine Glastafel mit Inschrift. Zudem überreichten die Dichterpflänzchen mehrere zweisprachige Buchausgaben (Übertragungen von unserem Istanbuler Freund Senail Özkan) und bedruckte Seidenschals.

Den Nachmittag verbrachten alle Projektmitglieder anders, einige saßen beim Kaffee zusammen, andere planten Biogasanlagen für die Türkei oder probten schon für kommende zitationsveranstaltungen.

Um 19:00h waren vier Dichterpflänzchen (Martha, Gabriele, Ralf und Lutz) zum Abendessen ins Restaurant Lumen am Dernschen Gelände eingeladen. Herr Dr. Tilemann, der Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Wiesabden-Istanbul/Fatih, hatte einen auserwählten Kreis um sich geschart. So saßen Dr. Tilemann, der stellvertretende Kulturattache der Türkei, der Vorsitzende des Stadtparlaments Herr Nickel, die türkischen Gäste und die Dichterpflänzchen bis spät in die Nacht zusammen.

Rheingau und Veranstaltung in der Aula der Oranienschule
Am Montag, den 15.09.14 unternahmen wir einen Ausflug "ins nahe Rheingau". Hartmut und Lutz waren die Fahrer der Gruppe. Zuerst steuerten wir Kloster Eberbach an,
machten dort einen ausführlichen Rundgang durch die Anlage und das Museum.
Anschließend fuhren wir zum Schloss Johannisberg und folgten ein kurzes Stück Goethes Spuren bevor wir im Restaurant zu Mittag aßen. Zum Glück spielte das Wetter mit und die türkischen Gäste konnten sich, wie wir selbst, an der schönen Aussicht und der lieblichen Weinlandschaft erfreuen.
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Gegen 14:00h traten wir die Rückfahrt an, denn es wartete die Probe zur zweiten Veranstaltung "800 Jahre türkische Poesie" in der Oranienschule Wiesbaden.
17:00 Uhr; die Probe beginnt; weder die Musiker noch die Schüler/innen noch alle anderen Mitwirkenden hatten sich vorher gesehen. Erfreut und überrascht waren alle, dass so viele Schüler/innen der Oranienschule mitwirtken. Gleich wurde klar: das Programm war viel zu lang angelegt. Es musste kräftig gestrichen werden.
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Dann war es plötzlich 19:30 Uhr und die Aula der Oranienschule war mit 70-80 Zuhörern gut gefüllt. - Irgendwie ging dann alles sehr gut und leicht und unterhaltend voran.
Die Schüler/innen stellten Liebesgedichte aus Goethes Diwan vor, präsentierten szenisch den Handschuh von Schiller, sprachen mit zwei Personen die Bürgschaft von Schiller und spielten Geschichten von Till Eulenspiegel und Nasreddin Hoca. Immer wieder ergänzt durch türkische Sprachbeiträge der Schauspielerinnen. Dazwischen folkloristische türkische Musik von Frau Sahin (Gesang und Saz) und Herrn Aslan (Saz),
die großen Anklang fand. Viel Beifall, stolze Lehrkräfte, ein erleichterter Direktor (Herr Dr. Ackva) verteilte Rosen, zufriedene Akteure, nur positive Reaktionen beim abschließenden kleinen Orangensaft- und Sekt-Umtrunk in der Schule.
Mit einem Restaurantbesuche irgendwo in Wiesbaden klang der Tag aus.

Kurzbesuch in Mainz, Verabschiedung durch Generalkonsul in Frankfurt
Dienstag, der 16.09.14, der Abreisetag. Noch war Zeit, um etwas zu unternehmen, denn der Flug nach Istanbul ging erst um 18:25h von Frankfurt ab.

Wir entschieden uns für einem kurzen Besuch des Schiller-Denkmals in Wiesbaden. Die beiden Schauspielerinnen waren beeindruckt vom Satz, der oben am Theater steht: Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben, bewahret sie.
HP Bild-12Dann gings zu einer kleinen Stadtrunde nach Mainz. Wir, Hartmut und ich, fanden einen Parkplatz in der Nähe des Fischtorplatzes. Zu Fuß gings Richtung Dom; es war gerade Markt; buntes Treiben auf dem Platz, die Sonne schien und Mainz zeigte sich von seiner besten Seite. Plötzlich entstand der Wunsch in einer Drogerie noch etwas für "Gesundheit und Schönheit" einzukaufen. Es ist schon toll, wir würgten erst in schlechtem Englisch Begriff und medizinische Worte herraus, um Betül und Aysen die Auslage zu erklären; dann suchte Hartmut eine Verkäuferin. Die kam und war gebürtige Türkin! - Alles war gut. Fast in jedem Geschäft gibt es unter dem Personal jemanden, der Türkisch spricht, unglaublich.

Nun aber schnell nach Frankfurt. Wir wollten ja noch den Römer besuchen, zu Mittag essen und zum Flughafen fahren.
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Direkt unter dem Platz vor dem Römer tauschten wir (das Parkhaus verlassend) in Frankfurt auf. Kaum hatten wir einen Platz draußen unter Sonnenschirmen in einem Restaurant gefunden, da meldete sich die Sekretärin des Generalkonsuls bei mir. Herr Ekici will die Gäste unbedingt sehen, er hat etwas Zeit. Um 14:00 Uhr traf er an unserem Tisch ein, trank und aß etwas mit uns, unterhielt sich gut und brachte kleine Geschenke für die türkischen Gäste mit. So, wohl versorgt und praktisch vom Außenministerium der Türkei verabschiedet, fuhren wir zum Flughafen. Kurze Verabschiedung, Küsschen, Küsschen; dann waren die Freunde verschwunden. - Schade! - Es waren so schöne Tage. Ich glaube, unsere türkischen Freunde haben den Aufenthalt in Deutschland genossen.

Zum Abschluss das kleine Gedicht, das Herr Sven Gerich in seiner Rede im Rathaus präsentierte und welches die beiden Schauspielerinnen am Ende des Empfangs antworteten.

Johann Wolfgang Goethe

Wer sich selbst und andre kennt,
Wird auch hier erkennen:
Orient und Okzident
Sind nicht mehr zu trennen.

Sinnig zwischen beiden Welten
Sich zu wiegen, laß ich gelten;
Also zwischen Ost und Westen
Sich bewegen sei zum Besten!

Johann Wolfgang Goethe

Kendini ve başkalarını bilen,
Burada şunu anlayacaktır:
Bundan böyle Şark ve Garb
Artık ayrılamayacaktır.

Akıllıca iki dünya arasında
Salınıvermek, tercihimdir
Hem Doğu ve Batı arasında
Hareket etmek en güzelidir.


Hier noch einige Bemerkungen, die nach den Veranstaltungen via Email eingingen:

So sagte ein türkischer Gast, der seit vielen Jahren in Deutschland lebt: „Ich bin so angenehm in meine Jugendzeit versetzt worden, als ich die schönen Gedichte lernen durfte.“

Eine türkische Deutschlehrerin bemerkte: „Ich bin als Nachfahrin einer Istanbuler Familie sehr glücklich, dass es solch einen kulturellen Austausch gibt. Ich wünschte mir es gäbe mehr Städte, in denen dies geschehen würde, denn noch immer liegt das Prestige der türkischen Sprache, sogar unter Lehrern, weit hinter vielen anderen 'lernenswerten' Sprachen.“

Und aus Istanbul schrieb einer der Gäste (Nilüfer): „Einen persönlichen Dank an die Dichterpflänzchen, die in mir die Liebe zur Poesie geweckt haben.“

Ein langjähriger Kontakt aus Wiesbaden schrieb:
“Lieber Herr Schauerhammer,
eigentlich sind Sie genau das, was unsere Zeit jetzt braucht. In Zeiten all der Konfrontationen des vermeintlich Unvereinbahren, zeigen Sie einen gemeinsamen Weg der Kulturen auf. Leider konnte ich nicht an dem Festival teilnehmen. Ich freue mich, dass Herr Ekici sich merklich viel Zeit genommen hat, um Ihre Anstrengungen zu unterstützen. So würde ich den "Kampf der Kulturen" unbedingt bejahen! Und zwar den Kampf der Kulturen für ein Miteinander und für das Schöne im Leben!
Tolle Arbeit, die Sie und Ihre Freunde leisten. Danke!”

Siehe auch facebook türk. Generalkonsulat:
https://tr-tr.facebook.com/pages/TC-Frankfurt-Ba%C5%9Fkonsoloslu%C4%9Fu/358989080808615

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